TESTBERICHT
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Stunden der Wahrheit

State of the Art Kunstwerk aus Holz, Aluminium und anderen High-Tech-Materialien, die alle nicht klingen dürfen. Musizieren dürfen nur die Membranen.State of the Art Kunstwerk aus Holz, Aluminium und anderen High-Tech-Materialien, die alle nicht klingen dürfen. Musizieren dürfen nur die Membranen.

Bereits die ersten Klänge des Klarinetten-Albums "Portraits" von Andreas Ottensamer mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Yannikc Nézet-Söeguin zieht mich mit seiner unerhörten Feinzeichnung und einem mit allen Schattierungen abgebildeten Klarinettenklang in den Bann. Auch die Streicher des Orchesters zeigen ihr ganzes, unverfälschtes Klangspektrum vom tiefsten Kontrabass bis zur hohen E-Saite der ersten Geigen. Und wie die Klarinette zuweilen mit dem Orchester zu einer klanglichen Einheit verschmilzt, führt zu einem echten Aha-Erlebnis. Und genau das habe ich von einem auf absolute Klangneutralität gezüchteten Lautsprecher erwartet.

Doch nun bin ich gespannt auf die Wiedergabe von Joshua Bells 4 Millionen Dollar teuren Stradivari. Doch hier will der Funken auch bei einem meiner absoluten Lieblingswerke, der Chaconne der Partita No. 2 in D-Moll, BWV 1004 (J.S. Bach/Mendelssohn, arrangiert von Milone, Label Sony) nicht so richtig überspringen. Dem Klang fehlt etwas Körper und klangliche Wärme. Nein, das ist nicht der Klang, den ich von einer Stradivari-Violine erwarte. Irgendwie scheint  dieser Aufnahme, obwohl sie ganz gewiss nicht "schlecht" klingt, das "gewisse, liebenswerte Etwas" zu fehlen.

Getröstet werde ich jedoch von einem krassen Aussenseiter, einer frühen DVD-Audio von Dabringhaus, mit dem Orchester Musica Alta Ripa und Werken von Antonio Vivaldi. Im Concerto in g für zwei Celli und Streichorchester werden Klänge hörbar, die bei mir den leider nur selten verspürten kalten Riesel am Rücken auslösen. Wie hier die beiden Solisten mit ihrer unterschiedlichen Spielweise und ihren so unterschiedlich klingenden Celli dargestellt werden, ist absolut faszinierend. Warm, satt und rund erscheinen die Klänge. Da kommt doch tatsächlich echte, ehrwürdige Konzertsaal-Stimmung auf.

Doch nun gilt es einer Aufnahme auf den Zahn zu fühlen, die mir seit langem suspekt ist. Es ist dies eine optisch aufgedonnerte CD in Gold, produziert vom Label Foné, und aufgenommen mit echt audiophilem Equipment. Doch der Klang dieses goldenen Highlights irritierte mich bisher, und nun naht die Stunde der Wahrheit. Und tatsächlich entlarven die 803 D3 diesen pseudo-audiophilen Klang gründlich. Die Violinen klingen nicht nur extrem grell, es fehlen ihnen jegliche Obertöne und der Verdacht, dass hier nachträglich mittels Equalizer und dergleichen herumgepfuscht wurde, erhärtet sich.

Doch nun erhebt sich die Frage: Will man denn tatsächlich und immer so genau hören, was auf der Aufnahme drauf ist, oder wünschte man sich halt doch ab und zu eine rosa gefärbte Klangbrille? Und eine solche Klangbrille bietet doch tatsächlich der Tilt-Regler der Classé Vorstufe. Verschiebt man hier die Klangcharakteristik nach warm und rund, so legte sich ein gnädiger Schleier über diesen grell-aggressiven Klang und die an und für sich herrliche Musik wird doch noch - allerdings mit happigen Einschränkungen - einigermassen geniessbar.

Verblüfft wird man als Hörer der Yellowjackets nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges AusklingenVerblüfft wird man als Hörer der Yellowjackets nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges Ausklingen

Nun geht's weiter mit den unterschiedlichsten Musik-Stilrichtungen. Die rockigen Sounds der Heads Up-SACD mit der Band Yellojackets  "Altered State" scheinen wie auf der 803 D3 abgemischt worden zu sein. Mit umwerfender Wucht und Schnelligkeit erscheinen die diversen perkussiven Instrumente im Abhörraum.
Wie hier "Holz auf Holz" erklingt, erstaunt auch abgebrühte Impuls-Fetischisten.
Verblüfft wird man als Hörer aber nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges Ausklingen. Dies ergibt eine brisante, straffe und lupenreine Reproduktion dieser Aufnahmen, die ich bisher als eher brav eingestuft hatte. Und trotz dieser unerhörten Brillanz und Vitalität überzeugte die Band mit einem satten Sound mit knackigen und wahrhaft tiefen Bässen. Auch bei sehr hohen Pegeln bleibt der Klang dynamisch und Impulsspitzen kommen absolut unlimitiert.

Ihre enormen Fähigkeiten zeigen die 803 D3 in der Folge auch mit charakterstarken und lupenreinen Wiedergaben von Solostimmen sowie der überzeugenden Darstellung weiträumiger Chorwerke. Faszinierend dann die Feinzeichnung bei Cembalowerken und der locker und entspannten Darstellung swingender Big-Bands.

Es würde zu weit führen, alle die in ausgiebigen Hörtests gewonnenen Eindrücke, samt der klanglichen Unterschiede der Classé Audio CA-D200 (Class D) und der Classé Audio CA-M600 (Class A/B) Endstufen ausgiebig zu schildern. Ganz klar steht für mich die Tatsache im Vordergrund, dass die 803 D3 ein hochpräziser Schallwandler ist, der nichts beschönigt und trotzdem die klanglichen Tugenden guter Aufnahmen voll und ganz zum Tragen bringen kann.

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