TESTBERICHT
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Der Klang

Sprachen wir ganz zu Beginn von Sprachen wir ganz zu Beginn von "einheizen"? Ja, die Kanadierinnen können bei Wunsch auch den Dancefloor zum Kochen bringen.

So zeigten sich die Sigma Monos an der angeschlossenen Bowers & Wilkins 802 D3 (Testbericht auf avguide.ch) von ihrer besten Seite. Angesteuert vom hauseigenen Vorverstärker CP 800 MK II über symmetrische NF-Kabel von Silent Wire zeigten sie sich als Meister feinauflösender Transparenz. Praktischerweise lagen auf dem anliefernden Musikserver Aria gleich drei verschiedene Aufnahmen von Mozarts frühem "Klavierkonzert KV 175". Mit beeindruckender Klarheit durchdrangen die Classés die unterschiedlichen Klangwelten, wie sie "konventionelle" Instrumente (Alfred Brendel, 1990 mit der Academy of St. Martin in the Fields), David Greilsammer (2005, Suedama Ensemble) oder ausgewiesene "Historisten" (Ronald Brautigam, 2011, Kölner Akademie) aufbauten. Auch die unterschiedlichen Aufnahmeräume wurden plastisch nachgezeichnet.

Wer nun fürchtete, die Classés würden wie mit dem Seziermesser jede Nuance mit übergrosser Akribie aus dem Gesamtgeschehen herausschneiden, sah sich positiv enttäuscht. Als grössere Ensembles wie zum Beispiel in Peter Tschaikowskys "Rokoko-Variationen" mit dem Cellisten Pieter Wispelwey als Solisten aufmarschierten, wirkte das Ganze als geschlossene, schön miteinander kommunizierende Einheit. Die B&W 802 D3 können je nach Musikmaterial und Elektronik mal traumhaft schön geschlossen tönen, mal gnadenlos jedes Detail schlechter Aufnahmen analysieren. In den Classés fanden sie allfertige Unterstützer.

So deckte das Team unbarmherzig die Grausamkeiten verschlimmbessernder "Remaster"-Stufen bei Donald Fagens Meisterwerk "The Nightfly" auf, um dann bei guten Transfers dynamisch perfekt loszuswingen. Apropos Dynamik: Hier zeigt sich die bärenstarke Classé natürlich auch in ihrem Element. Bis zu ohrenbetäubenden Pegeln vermittelte sie immer das Gefühl, Herr der Lautstärkelage zu sein und im Zweifelsfall noch eine Schippe drauflegen zu können. Sprachen wir ganz zu Beginn von "einheizen"? Ja, die Kanadierinnen können bei Wunsch auch den Dancefloor zum Kochen bringen.

Und sie können es auch gestandenen, eher zart besaiteten Highendern warm ums Herz werden lassen. Denn die eingangs erwähnten Vorurteile kippten auch im Hörtest schön weiter. Bei aller krachscharfen Transparenz konnte die Kombination etwa bei Ray Charles’ kurz vor seinem Tod eingespielten Duett "Fever" richtig Hühnerhaut erzeugen, konnte sie bei entsprechend aufgenommenen Frauenstimmen richtig vollmundig "warm" tönen. Von wegen digitale Distanz und Kühle.

Zum Abgleich schlossen die Tester auch einmal eine "konventionelle" Endstufe an, in dem Fall die Class-AB-Wuchtbrumme Classé CTM 600. Die etwas teurere Top-Endstufe wirkte im Vergleich immer etwas "weichzeichnender", wie bei einem Foto mit minimal verschobener Schärfe. Die exzellente Tiefenschärfe, die präzise Vorne/Hinten-Ordnung, das punktgenaue Zusammenspiel bekam die "Schalt"-Schwester tatsächlich einen Tick besser hin.

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