TESTBERICHT
Seite 3 / 9

Wo steht der Funktionsschalter?

Wahlentscheid: Je nach Position des Schalters rechts neben dem Sucher werden den beiden Drehrädern unterschiedliche Einstellungen zugewiesen.Wahlentscheid: Je nach Position des Schalters rechts neben dem Sucher werden den beiden Drehrädern unterschiedliche Einstellungen zugewiesen.

Zum Praxistest wurde uns die Kamera mit dem Objektiv M.Zuiko Digital ED 12-40 mm 1:2.8 Pro zur Verfügung gestellt. Diese Kombination ist von Olympus auch als Kit erhältlich. Auf 35 mm Kleinbild umgerechnet deckt das Objektiv einen Bereich von 24 bis 80 mm ab, bei einer durchgehenden maximalen Blendenöffnung von f/2.8. Diese Optik ist eine der besten im Olympus-Zoom-Objektiv-Angebot.

Die Kombination liegt mit knapp unter einem Kilogramm Gewicht gut und ausgewogen in der Hand. Dank des tieferen Griffs an der E-M1 Mark II finden auch grössere Hände noch genügend und sicheren Halt. Beim Vorgänger kam dieses "Feeling" meist erst zusammen mit dem optionalen Akkuhandgriff auf.

Kamera einschalten, Display aufklappen und losfotografieren. Am einfachsten geht es im "iAUTO"-Betrieb. Die Kamera passt die Einstellungen selbstständig an die Aufnahmesituation an. Dennoch lassen sich über die "Live Guides" Parameter wie Farbe, Helligkeit und Hintergrundunschärfe nach eigenem Ermessen verändern. Dazu am rechten Bildschirmrand auf die Registerkarte tippen und schon werden die Live-Guide-Menüpunkte angezeigt.

Wird das Modusrad eine Stufe weiter auf "ART" gedreht, stehen 15 Effektfilter mit verschiedenen Varianten zur Auswahl. Pop Art, Weichzeichner, Körniger Film, Lochkamera, Cross-Entwicklung oder Aquarell sind nur einige Beispiele davon.

Bei "Live Guide" und bei "ART" wird die Bildqualität automatisch auf JPEG mit RAW eingestellt. Die Effekte werden nur auf die JPEG-Kopie angewendet, die RAW-Datei bleibt unverändert. Eine ideale Lösung für unbeschwerte Foto-Experimente, ohne Angst haben zu müssen, ein wichtiges Bild damit zu "versauen".

Bis jetzt habe ich die Einstellungen jeweils am Touch-Bildschirm vorgenommen. Nun möchte ich durch den Sucher blicken, der sich automatisch einschaltet, wenn man mit dem Auge näherkommt. Doch nichts passiert, der Sucher bleibt dunkel. Habe ich die automatische Umschaltung deaktiviert? Nein, auch nicht. Etwa ein Kameradefekt?

Im Handbuch schliesslich die Lösung: Sobald der Bildschirm nur ein klein wenig aufgeklappt und gedreht ist, bleibt es im Sucher dunkel. Der Bildschirm muss also ganz an der Kamerarückseite anliegen, damit die Sucher-Umschaltung klappt. Habe ich so noch an keiner anderen Kamera mit ausklappbarem Bildschirm erlebt.

Der elektronische Sucher der E-M1 Mark II ist ausgezeichnet und stellt dank der feinen Auflösung Menüpunkte und Aufnahmedaten sehr scharf dar. Auch die Bildwiedergabe ist sehr flüssig. Man kann ihn so einstellen, dass er einem optischen Sucher ähnelt. Durch die Auswahl von "S-OVF", was vermutlich für "Simulated Optical Viewfinder" steht, werden die Details in Schattenbereichen deutlicher sichtbar. Man schaut aufs Motiv, ohne dass Einstellungen wie Weissabgleich, Belichtungskorrektur und Bildmodus angepasst sind. Drückt man den Auslöser halb durch, werden diese Einstellungen sofort ins Bild gerechnet und wieder angezeigt. Ein nettes Feature, so lassen sich Vorher-Nachher-Vergleiche gut beurteilen.

Draussen ist der Sucher sowieso unverzichtbar. Der Touchscreen löst zwar auch sehr gut auf, doch gegen die Spiegelung in der Sonne ist er machtlos.

Als ich wieder auf den Bildschirm blicke, sehe ich unten und rechts grüne Balken, deren mittlere Anzeigen hin- und herpendeln. Grafische Blendenwerte oder Verschluss-Zeiten? Nein, eine etwas spezielle Form von Wasserwaage, die mir zeigen soll, ob ich die Kamera im Lot halte. Mir persönlich sind Anzeigen im Stil von künstlichen Horizonten lieber. Ich hatte doch einige Mühe, erst die untere und dann die rechte Anzeige, oder umgekehrt, zu stabilisieren. Meist war die eine schon wieder aus dem Lot, nachdem ich die andere endlich "im Wasser" hatte. Anderen Personen ging es meist ebenso. Also doch keine Alterserscheinung.

Die anderen Einstellungen hatte ich dafür besser im Griff. Bis auf den Funktionswahlschalter ("Fn") an der Rückseite. Damit wählt man aus, was sich mit den beiden Einstellrädern anpassen lässt. Und dies hängt wieder von der Position des Moduswahlrads ab. Ein Beispiel: Wähle ich den Programmmodus ("P") aus, und der "Fn"-Schalter ist auf Position 1, ändert das vordere Rad die Belichtungskorrektur, das hintere den Programm-Shift-Wert. Steht "Fn" auf Position 2, wird mit dem vorderen Rad die ISO-Zahl angepasst, mit dem hinteren der Weissabgleich.

Stelle ich den Modus auf manuell ("M"), wird in Position 1 vorne der Blendenwert und hinten die Verschlusszeit verstellt, auf Position 2 vorne die Belichtungskorrektur und hinten der ISO-Wert. Kommt noch hinzu, dass auf dem gleichen Wahlschalter die Taste für die Fixierung von Schärfe und Belichtung (AF- und AE-Lock) platziert ist.

Dieser Umschalter erschwert meiner Meinung nach die Bedienung unnötig. Ich ärgerte mich zu Beginn öfters darüber, weil sich ein Wert scheinbar nicht ändern liess, der Grund dafür aber schlicht an der falschen "Fn"-Position lag. Da es keine eigene Taste für die Belichtungskorrektur gibt, ist dieser Umschalter wohl die einzige Lösung dafür. Es sei denn, man belegt eine Funktionstaste damit. Und nimmt dadurch einer anderen angestammten Funktion ihren Platz weg.