TESTBERICHT
Seite 3 / 4

Sound and Volume

Den Anschluss für die Plattenspieler-Erde findet man an der Unterseite.Den Anschluss für die Plattenspieler-Erde findet man an der Unterseite.

In der Tat erwies sich der neue RegaBrio beim Hörtest als ganz vorzüglicher Vertreter seiner Art. Der Autor hörte ihn mit drei Lautsprechern unterschiedlicher Preiskategorien ab: der kompakten Canton 820.2, einem Preis-Leistungs-Hit um 900 Franken pro Paar; der bewährten schlanken Standbox Piega Premium 5.2, um 3800 Franken, und final, um die Qualitäten ganz auszuloten, an der imposanten Bowers & Wilkins 802 D3 (um 23'000 Franken), verkabelt jeweils mit Kimber 4PR oder Kimber 12 TC. Alle Lautsprecher haben einen recht guten Wirkungsgrad und drehen die Phase nicht allzu sehr, kommen also den limitierten Reserven des kleinen Rega eher entgegen.

Der aber spielte wirklich gross auf. Mit einer ganzen Reihe von Schallplatten, die ihm der hauseigene neue Planar 3 mit der Tonzelle Elys 2 und vor allem auch Benz ACE H zulieferte, verblüffte der neue Brio angesichts seiner Preisklasse mit einem richtig "erwachsenen" Klang, der vor allem mit seiner quirligen Lebendigkeit und unverschmierten Rhythmik auffiel. Die neue Scheibe des amerikanischen Jazzgitarristen John Abercrombie "Up and Coming" hat das Münchener Label ECM wieder in der gewohnten Top-Klangqualität produziert. Das ruhig fliessende, entspannte Spiel des Bandleaders, das nuancierte Fundament von Kontrabassist Drew Gress, die fein ziselierte Rhythmusarbeit von Drummer Joey Baron und das unaufdringliche Klavierspiel von Marc Copland reproduzierte der britische Vollverstärker mit genau dem sanftem Drive und der luftigen Atmosphäre, die einer solchen Musik ihren Zauber lässt.

Die aktuellen Nachpressungen des Pink-Floyd-Katalogs gerieten dank des Masterings eines Teams um Legende Bernie Grundman zwar nicht ganz so dynamisch wie die Originale, dafür recht druckvoll. Das erwies sich im rockigen "Not Now John" von "The Final Cut", dem letzten PF-Album mit Roger Waters. Selbst an der B&W konnte der Rega bis zu einem gewissen Pegel richtig Druck machen, ohne die Background-Sängerinnen im Klangbrei versumpfen zu lassen, wie das schmalbrüstige Verstärker oft tun.

Aus dem Gedächtnis heraus wirkte er dann auch bei CD/SACD-Durchgängen doch merklich aufgeräumter und souveräner, wenn auch nur leicht muskulöser als sein Vorgänger. Das zeigte sich zum Beispiel bei einer aktuellen, künstlerisch wie klanglich herausragenden Aufnahme von Wolfgang Amadeus Mozarts Messe c-moll unter dem Dirigenten Masaaki Suzuki beim schwedischen HighEnd-Label BIS. Die wundervolle feindynamische Arbeit des japanischen Bach-Spezialisten, die exzellente Stimmführung von Sopranistin Carolyn Sampson, die kultivierte Transparenz von Chor und Orchester  das alles kam sehr glaubwürdig rüber. Natürlich spielte die unfassbar gute Quelle eine Rolle: CDs und SACDs spielt beim Autor der preislich zwar völlig aus dem Rahmen fallende, aber zurzeit für integrierte Player wohl definitiv die Massstäbe setzende Accuphase DP-720 ab. Aber dass der RegaBrio überhaupt etwas von dessen Klasse weitergeben konnte, spricht schon für seine verfeinerte Qualität.

Natürlich wachsen auch für den Brio die Bäume nicht in den Himmel. Gegenüber sehr viel teureren Verstärkerkollegen muss der Kunde Abstriche machen. Die Impulsivität markiger Snaredrumschläge fiel dann etwas harmloser aus, der Punch kräftiger Bassdrumkicks auch. Die räumliche Tiefenstaffelung oder das grollende Drohen der Kontrabässe zu Beginn von Gustav Mahlers zweiter Symphonie unter Georg Solti verlor ein wenig. Aber bitte: Wir reden hier von einem Vollverstärker unter 1000 Franken.

Und dass der auch beim Maximalpegel eher an seine Grenzen kam als kapitale Wattmonster  wer will es ihm verdenken. Für Disco-Beschallung oder ohrenbetäubenden Heavy Metal in der heimischen Stube wäre er eher zweite Wahl. Doch wenn der Pegel nur ein wenig Richtung Zivilisation gedämpft wird, vermag der Brio auch bei diesen Musikstilen zu überzeugen.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4: