TESTBERICHT
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Klangjustage

Fast schon traditionell kann der Kunde seinen Nubert-Lautsprecher aber an seine individuellen Klangvorstellungen und Räumlichkeiten anpassen. Die so genannte Ortsentzerrung funktioniert bei der nuVero 170 im Hochtonbereich mit den drei Schalterstellungen «neutral», «brillant» und «sanft», Letztere bedeuten eine Anhebung beziehungsweise Absenkung um etwa zwei Dezibel ab zwei Kilohertz.

Die Mitten um etwa ein Kilohertz kann der Hörer auf «dezent» zurückschalten (andere nuVero-Boxen erlauben «neutral» auf «prägnant»). Zudem liefert Nubert zwei Schaumstoffpfropfen mit, mit denen sich die Bassreflexrohre zustopfen lassen, falls man die Boxen näher an die Wand stellen muss, als ihnen eigentlich guttut.

Falls der Kunde noch mehr Kontrolle über den Bass wünscht, hat er zwei Optionen. Er kann nämlich die Box dank entsprechender Anschlüsse im echten Bi-Amping fahren, also mit eigenen Endstufen für Tief- und Resttonzweig. Dann darf er die – im Übrigen extrem aufwendig gebaute – interne passive Weiche nicht überbrücken. Das kann er aber auch – und die Box teilaktiv fahren. Diese wohl cleverste Möglichkeit, die drei Basschassis pro Box mit aktiver Weiche und eigenem Amp zu kontrollieren, eröffnet geeignete Elektronik wie etwa die hauseigene Vorstufe Nubert nuControl, die avguide.ch im November 2015 samt den Endstufen nuPower testete.

Aufwendige Weiche mit besten Zutaten.Aufwendige Weiche mit besten Zutaten.

Hörtest

In dieser Konstellation war die nuVero 170 im sehr wohnraumnah eingerichteten Nubert-Hörstudio aufgebaut. Von Anfang an überzeugte die grosse Box mit einer ausgesprochen neutralen Stimmwiedergabe. Da trübte keine noch so kleine Verfärbung das Vergnügen, etwa einem Reinhard Mey mit seinen nachdenklichen Chansons zu lauschen.

Die Stimme hatte ausreichend Brustkorb, der prägnant und sauber dargestellte Grundtonbereich der Nubert sorgte dafür, dass die oft anämische Männerstimmwiedergabe kleiner oder «badewannenmässig» abgestimmter Lautsprecher hier einem höchst angenehm sonoren Klang wich.

Auch Frauenstimmen profitierten extrem von der gekonnten linearen Abstimmung. In der Tat hatten Tester-Kollegen einen fast linealglatten, für Lautsprecher noch immer höchst ungewöhnlich ausgeglichenen Frequenzgang gemessen. Ob HighEnd-Lieblinge wie Sara K oder Pop-Juwelen wie Hannah Reid von London Grammar, ob die einmalige Primadonna Assoluta Maria Callas oder ihre Mezzosopran-Kollegin Anne Sofie von Otter: Hier stimmte einfach alles. Dabei lösten sich die Stimmen vorbildlich von den Schallwandlern. Leider «kleben» vor allem bei mit viel Aufwand in den Frequenzweichen entzerrten Mehrwege-Lautsprechern die Solisten an den Schallwänden. Die Nubert'schen Klangsegel jedoch umgaben sie mit ausreichend Luft.

Das kam auch der räumlichen Abbildung sehr entgegen. Auch grosse Chorwerke wie Ludwig van Beethovens «Missa Solemnis», unlängst mit dem Dirigenten Marek Janowski in einer exzellenten SACD-Produktion bei Pentatone erschienen, stellten die nuVero 170 vor keine Schwierigkeiten. Die besonders problematischen und hier vielgeforderten Chorsoprane sangen wahrlich zu Herzen gehend hinter einem fein abgezirkelten Orchester, das wiederum halbkreisförmig um die Solisten gruppiert war.

Die Nubert nuVero 170 Exclusiv im Hörraum.Die Nubert nuVero 170 Exclusiv im Hörraum.

Der Autor hat zwei Titel, mit denen sich Raummoden (also die Verstärkung oder Auslöschung bestimmter, vor allem tiefer Frequenzen durch die Raumgeometrie) besonders schnell aufspüren lassen: «Hey Now» von London Grammar mit dem für Pop-Verhältnisse aussergewöhnlich tiefen Synthesizer-Bass und das gewaltig in der Subkontra-Oktave zwischen 16 und 32 Hertz tosende Orgel-Präludium D-Dur von Johann Sebastian Bach in der Einspielung von Virgil Fox auf Reference Recordings.

So kam er auch der etwa bei 33 Hertz liegenden Raummode des Nubert-Hörraums auf die Schliche. Denn wie nur wenige Lautsprecher geht die nuVero wirklich in den Basskeller. Die Firma gibt sagenhaft tiefe 23 Hertz als untere Grenzfrequenz an, die Kollegen massen 24 Hertz bei minus drei, 22 Hertz bei minus sechs Dezibel. Das ist wirklich aller Ehren wert. Aber der Kunde sollte gewahr sein, dass eben dann tiefste Bässe auch wiedergegeben und nicht ausgeblendet werden und dass so Raummoden zum Problem werden können.

Das rief den ehrgeizigen Chefentwickler Thomas Bien auf den Plan, der den Autor sozusagen ins Allerheiligste, nämlich sein Entwicklungslabor, führte. Dort konnte der Schreiber dieser Zeilen dann auch den hochpräzisen, weitgehend von Raummoden unbeeinflussten Orgelpedalbass geniessen. Aber auch feststellen, dass dieser Lautsprecher einem kleinen Verstärker (wie er im Labor stand) schnell seine Grenzen aufzeigte. Endstufen vom Schlag einer nuPower kommen seinem Energiedurst da viel mehr entgegen. Was die nuVero 170 wiederum mit wunderbar transparenten Klangflächen und ansatzlos knackigen Impulsen belohnt. Und auch mit bis zu extremen Pegeln unverzerrten, blitzsauberen Klängen.

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