TESTBERICHT
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Direkt- oder Dipolstrahler?

Da der Heil A.M.T. ein Dipolstrahler ist, nützte man dies bisher auch aus und liess ihn frei nach vorne und hinten Schall abstrahlen. Bei der Bookshelf, die ja im Regal platziert werden kann, hatte Dürrenmatt die Wahl zwischen einem direkt- oder rundstrahlenden System.

Der Konstrukteur beschloss, den rückwärtigen Schall nicht mittels rigoroser Bedämpfung völlig zu absorbieren, sondern ihn durch einen Tunnel nach hinten laufen zu lassen. Dank geschickter geometrischer Abmessung und effizienter Wandbedämpfung ergeben sich keine hörbaren Resonanzen. Was mit dem rückwärtig abgegebenen Schall im Regal passiert, hängt letztlich von der Art der Platzierung ab. Empfehlenswert ist es, links und rechts der Aulos Bookshelf im Regal etwas Raum zu lassen.

Swiss made

In Echtholzfurnier sehen die Boxen aus der Schweiz edel aus

Während das Gehäuse bei einem spezialisierten Schreiner im nahen Italien produziert wird und das Bass-Chassis aus Fernost kommt, stammt das Heil-System zu hundert Prozent aus Schweizer Fertigung. Zusammen mit der Entwicklung, Montage und Endkontrolle ergibt dies locker die erforderliche CH-Wertschöpfung, die es braucht, damit das Produkt als Swiss made bezeichnet werden darf.

Dem gefälligen und sauber in Echtholzfurnier verarbeiteten Gehäuse hat Martin Dürrenmatt grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Denn er weiss: Musik machen dürfen nur die Chassis, das Gehäuse hat möglichst ruhig zu bleiben! So hat er dem Gehäuseinnern Antiresonatoren spendiert, die stehende Wellen im Gehäuse verhindern und die Gehäusewände frei von Vibrationen halten sollen.

Präzision und Schönheit

Lautsprecher kann man heute so abstimmen, dass sie hell oder dunkel, sanft bis grell klingen und verschiedenste klangliche Schattierungen aufweisen können. Lautsprecher mit sogenannt hoher Auflösung, im Stile von professionellen Abhörmonitoren, die auch das allerletzte klangliche Detail gnadenlos aufzeigen, werden vom menschlichen Gehör meist als kalt, ja oft sogar als grell empfunden. Warm und eher sanft klingenden Lautsprechern fehlt es hingegen meist an Feinzeichnung.

Nur ganz wenigen Systemen gelingt es, die Attribute Klangschönheit, Anmut und Präzision in sich zu vereinen. Bereits in früheren Tests von Lautsprechern mit Heil-A.M.T.-Mittelhochtönern hat sich gezeigt, dass dieser Wandler hervorragende klangliche Eigenschaften besitzt, denn er klingt überaus angenehm, ist frei von jeglicher unnatürlicher Schärfe und reproduziert dennoch allerfeinste klangliche Nuancen.

Im Hörtest erfüllte die Aulos Bookshelf alle hochgesteckten Erwartungen: Streicher brachte sie mit traumhaft schönem Klangtimbre. Es gibt wohl kaum ein anderes Chassis – egal wie teuer es auch immer sein mag – das diesem Wandler bei der Wiedergabe von Streichern das Wasser reichen kann. Einfach umwerfend, wie hier Bratschen und Celli mit ihrem charakteristisch warmen, fülligen Klang ausgesprochen räumlich in den Abhörraum gestellt werden.

Was fast noch mehr erstaunt, ist jedoch, dass die Violinen in den höchsten Lagen, also auf den stählernen E-Saiten, wohl ausgesprochen vital, hell und obertonreich, jedoch nie unangenehm metallisch (wie auf so vielen mit Metallkalotten bestückten Lautsprechern) erklingen. Dem Heil-System fehlt ganz klar das typische Ringing (Hochtonresonanz) dieser weitverbreiteten Wandlersysteme. Und man darf ihm attestieren, dass es praktisch keinen „Eigenklang“ aufweist.

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