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Vielfältiger Netzwerker

Test Denon Netzwerk Audio Player DNP-720AE

Publiziert am 30. Januar 2012 - Roman Hobi

Vorbei die Zeiten, in welchen man seine komplette Musiksammlung im Wohnzimmer auf Schallplatte oder CD (fein säuberlich nach Interpreten oder Musikstil sortiert) beherbergte. Heute gilt eher: Musik überall und trotzdem nirgendwo vereint. Die Cloud-basierten Dienste vereinfachen zwar die Synchronisation zwischen Smartphone, Tablet und Computer, jedoch fehlt häufig eine geeignete Schnittstelle, um die unzähligen Musikdateien auf die bereits vorhandene Stereoanlage zu übertragen.

Reduziert auf das Nötigste - Klare Linien kennzeichnen das Design des Netzwerk Audio Players DNP-720AE von DenonReduziert auf das Nötigste - Klare Linien kennzeichnen das Design des Netzwerk Audio Players DNP-720AE von Denon

Streaming, Internetradio, UKW...

Genau an dieser Stelle kommt der Netzwerk Audio Player DNP-720AE von Denon ins Spiel. Mit seinem eleganten und unaufdringlichen Äusseren ist er perfekt abgestimmt auf die Denon-Einzelkomponenten. Er ist jedoch auch kompatibel mit anderen Fabrikaten. Unterstützt vom DNP-720AE werden einerseits Apple Geräte wie iPod, iPad und iPhone, welche AirPlay-fähig sind, andererseits eine riesige Auswahl an Geräten, welche vom DLNA Standard unterstützt werden. Mittlerweile sind über 250 Firmen aus der Unterhaltungselektronik und IT dieser Allianz beigetreten. Gegründet wurde die „Digital Living Network Alliance“ im Jahre 2003 von Sony und Intel.

Weiter verfügt der Netzwerkspieler über einen direkten Zugang zu tausenden Internetradiostationen aus aller Welt und den Musikdiensten Napster und last.fm. Letztere sind jedoch kostenpflichtig. Wer das Rauschen beim Suchen von Sendern, oder das Ausrichten von Zimmerantennen mag, kann zudem auf UKW beziehungsweise MW-Radioempfang ausweichen. Falls der Internetzugang wider erwarten mal nicht funktionieren sollte, ist man vielleicht sogar froh darüber. Für Musik direkt ab USB-Stick oder iPod ist ein Front-USB-Anschluss vorhanden. Doch nun mal alles der Reihe nach.

Elegante Aluminium-Front

Im Lieferumfang des Netzwerkplayers DNP-720AE befinden sich ein Netz- und ein Chinchkabel, eine Fernbedienung inklusive Batterien, eine Mittelwellen-Rahmenantenne, eine Zimmerantenne für UKW und eine Stabantenne für den Betrieb via W-LAN. Weiter sind eine Netzwerk-Installationsanleitung und eine Bedienungsanleitung beigelegt. Nicht enthalten sind ein Ethernetkabel oder ein optisches Verbindungskabel. Diese müssen separat gekauft werden.

Die Front des Netzwerkplayers verfügt über nur wenige Bedienelemente und wirkt daher sehr aufgeräumt. Vorhanden sind die Tasten On/Standby, Skip, Play, Quellenauswahl und der bereits erwähnte USB-Anschluss. Das schlanke Aluminum-Gehäuse ist präzise verarbeitet und vermittelt einen hochwertigen Eindruck.

Dies im Gegensatz zur Fernbedienung: Sie ist aus Kunststoff gefertigt, sehr leicht und passt nicht so richtig zum edlen Netzwerker. Dieser ist in den Farben schwarz und silber erhältlich, die Fernbedienung jedoch nur in schwarz. Haptik und Optik hin oder her – die Tasten sind übersichtlich gruppiert und wichtige Direktwahltasten vorhanden.

Als Alternative zur Fernbedienung bietet Denon die Remote App fürs iPhone an. Für das Betriebssystem Android soll demnächst ebenfalls eine Applikation erscheinen. Für den aktuellsten Stand der Firmware sorgen beim DNP-720AE Internet-Updates, welche auf Knopfdruck automatisch installiert werden.

LAN oder W-LAN

Der Aufbau ist im besten Fall innert wenigen Minuten erledigt. Die einfachere Variante funktionierte in unserem Fall problemlos. Das Ethernetkabel an den Router anschliessen, den Netzwerkplayer via Chinch oder optischem Kabel mit der Hi-Fi Anlage verbinden und das Ganze mit Strom versorgen, fertig. Nach wenigen Schritten steht die Verbindung zwischen dem DNP-720AE von Denon und dem Netzwerk.

In der Mitte des Netzwerkplayers kann die W-LAN Stabantenne angeschraubt werden. Rechts daneben wurde der Ethernetanschluss platziert.In der Mitte des Netzwerkplayers kann die W-LAN Stabantenne angeschraubt werden. Rechts daneben wurde der Ethernetanschluss platziert.

Falls sich der Router nicht in der Nähe befinden sollte, so schafft die Anbindung per drahtlosem Netzwerk Abhilfe. Sobald die Stabantenne rückseitig angeschraubt ist, kann mit der Anmeldung begonnen werden. Wie in der Netzwerk-Installationsanleitung ersichtlich, gibt es zwei Möglichkeiten: WPS (Wireless Protected Setup) oder Access Point. Bei letzterer Variante muss der Netzwerkschlüssel per Fernbedienung eingegeben werden. Dies funktioniert dank der SMS-Tastatur erstaunlich gut und schnell. Eine Verbindung herzustellen, gelang aus unerklärlichen Gründen jedoch erst im dritten Anlauf. Zum Glück speicherte der Netzwerkplayer das Passwort und so musste lediglich ein erneuter Verbindungsversuch gestartet werden. Nachdem das hochauflösende, dreizeilige Display mit einem „Erfolgreich“ quittiert hatte, musste weder beim Aus- und Wiedereinschalten, noch bei einem Unterbruch der Stromversorgung das Gerät neu angemeldet werden.

Schnell gefunden

Eine der Stärken des DNP-720AE ist die gut gegliederte Einteilung der zigtausend verfügbaren Internetradiostationen. Vorsortiert in Ordner mit Namen wie „Switzerland“ oder „Recommended Stations“ findet man bekannte und auch exotisch klingende Stationen innert Kürze und kann diese gleich unter Favoriten abspeichern. Zur Verfügung stehen maximal 50 Presets, und die wichtigsten drei kann man je einer Direktwahltaste zuordnen.

Viele Radiostationen bieten mittlerweile Podcasts an. Als Beispiel der Sender DRS1: Sendungen wie „Espresso“ oder „Echo der Zeit“ sind unterhalb des Live-Streams zu finden und können bei Bedarf ebenfalls in der Favoritenliste vermerkt werden. Wer den Namen seines Lieblingssenders bereits kennt, kann diesen über die Auswahl nach Weltregionen und Ländern suchen, oder sich der Suche „Search by Keyword“ bedienen. Um in einem bestimmten Musikstil zu stöbern, was die Internetradiowelt so hergibt, bietet sich die Suche nach Genre an.

Ein Schwachpunkt, welcher besonders bei dieser Entdeckungsreise auffällt, ist die etwas träge Reaktion des Netzwerkplayers. Auch während des Betriebs stockt die Laufschrift des DNP-720AE hin und wieder – die Musikwiedergabe zum Glück nicht.

Die SMS-Tastatur der Fernbedienung erleichtert das Suchen von Radiosendern und Podcasts.Die SMS-Tastatur der Fernbedienung erleichtert das Suchen von Radiosendern und Podcasts.

Von der Festplatte auf die Stereoanlage

Um die eigene Musiksammlung auf den Netzwerkplayer zu streamen, bietet Denon zwei Varianten an: Der eingangs erwähnte DLNA-Standard und Apples AirPlay. Die eleganteste Methode ist zweifellos, seine Musiksammlung auf einer DLNA-fähigen Netzwerkfestplatte (NAS) zu speichern. Einmal freigegeben, können Ordner, Dateien und Playlists auf der Festplatte schnell und einfach durchsucht und die Musik wiedergegeben werden. Um sich per Fernbedienung gut zurechtzufinden, ist eine übersichtliche Ordnerstruktur jedoch unerlässlich. Wer Songs vom Computer streamen möchte, kann dies mit der neusten Version des Windows Media Players (WMP 11) oder mit Apples iTunes 10 leicht bewerkstelligen.

Die zweite Streaming-Methode ist Apples AirPlay: Ob iPhone, iPad oder Mac, beim Anklicken des AirPlay-Symbols wird innert weniger Sekunden eine Verbindung aufgebaut und das Streaming kann beginnen. Möglich ist dies übrigens auch, wenn der Netzwerkplayer ausgeschaltet bzw. im Standby-Modus ist. Statt zuerst den Netzwerkplayer einzuschalten und zu warten, bis die Verbindung steht, kann im Menu die Konfiguration „Netzwerk-Standby“ auf „Ein“ gesetzt werden. Die Wartezeit wird dadurch verkürzt. Mit 7,5 Watt statt 0,2 Watt verbraucht das Gerät dann leider auch deutlich mehr Energie.

Vielfältig ist der Netzwerker auch im Bereich der Formate. Unterstützt werden MP3, WMA, AAC und WAV. Wer höhere Ansprüche an die Tonqualität stellt, wird vom DNP-720AE ebenfalls bedient. High Definition Audio kann bis zu einer Samplingrate von 96 Kilohertz und mit einer 24 Bit Auflösung im verlustfreien FLAC-Format übertragen werden. Dabei muss man sich jedoch mit zwei Stereo-Kanälen zufrieden geben, den 5.1- oder gar 7.1-Mehrkanalton beherrscht der Netzwerkplayer nicht.

Druckvolle, natürliche Klänge

Da dieser Netzwerkplayer eine grosse Anzahl an Formaten von den unterschiedlichsten Quellen wiedergeben kann, ist anzunehmen, dass auch die Tonqualität unterschiedlich ausfallen wird. Die meisten Internetradios übertragen mit 128 kBit/s, und auf so manchem tragbaren Gerät sind die Bitraten kaum höher. Doch was kann der DNP-720 AE aus diesem stark reduzierten Datenmaterial herausholen? Der Hörtest - ein Vergleich zwischen Original-CD und denselben Passagen ab Festplatte oder CD-Qualität versus WMA mit einer Bitrate von 128 kBit/s - solls zeigen.

Zuerst erklingt ein klassisches Klavierstück ab CD. Ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zur gestreamten WMA-Datei ist zunächst nicht zu vernehmen. Das Klavier klingt beinahe identisch, obwohl der Hochtonbereich nicht ganz so sauber aufgelöst ist. Bei genauerem Hinhören mit einem hochwertigen Kopfhörer fällt in leisen Passagen jedoch ein feines Knistern auf. Wo sich dieses Störgeräusch eingeschlichen hat, konnte nicht eruiert werden. Als zweites Beispiel muss David Sanborns Tequila hinhalten. Besonders hörenswert ist hierbei der Kontrabass, welcher zu Beginn des Stücks sehr tiefe Schwingungen produziert. Direkt ab CD erscheinen sie fundamental tief und lupenrein. Erstaunlicherweise entfalten sie sich auch als WMA mit 128 kBit/s noch ganz ordentlich, aber deutlich weicher. Zum Schluss noch ein Vergleich mit Hilfe von Rebecca Pidgeons klarer Gesangsstimme, begleitet von einer Violine und einer akustischen Gitarre. Die Unterschiede zwischen CD und WMA sind in diesem Stück klar zu vernehmen. Nuancen verschwinden und das Timbre der Stimme verliert an Wärme.

Kurz gesagt: Dieser Netzwerkplayer kann selbst aus weitverbreiteten, stark komprimierten Dateien wie MP3 und WMA oder einem Internetradio Live-Stream einen angenehmen Klang zaubern. Wem dies nicht genügt, dem sei das FLAC Format in HD Qualität empfohlen.

Fazit

Der Netzwerk Audio Player von Denon bietet vielfältige Möglichkeiten, Musik auf eine Stereoanlage zu übertragen. Unzählige Formate und Gerätetypen werden unterstützt und auch physische Schnittstellen wie der USB- bzw. iPod-Anschluss oder eine UKW und eine MW Antenne für analogen Radioempfang sind vorhanden. Die vielen Internetradiostationen lassen einen Musik aus verschiedenen Teilen der Welt bequem vom Sofa aus entdecken. Die beiden Streamingvarianten DLNA und AirPlay machen den DNP-720AE zu einem ausgewachsenen Netzwerkplayer.

Der Aufbau ist in kurzer Zeit erledigt und geht grundsätzlich einfach vonstatten. Aussetzer gab es keine, jedoch konnten hin und wieder kurz zuvor gespeicherte Radiosender während weniger Minuten nicht aufgerufen werden. Die Reaktion des Geräts bzw. des Displays dürfte etwas schneller ausfallen. Es ist zu hoffen, dass dies durch Firmware-Updates bald behoben wird.

Trotz dieser Kinderkrankheiten ist der DNP-720AE ein vielfältiger und benutzerfreundlicher Netzwerkplayer, welcher eine normale Stereoanlage um Möglichkeiten erweitert, welche man im Nachhinein nicht mehr missen möchte. Dies in Kombination mit einem druckvollen und detailreichen Klang. Zu haben ist der Netzwerk Audio Player zu einem Preis von 649 Franken.

STECKBRIEF
Modell:
DNP-720AE
Profil:
Netzwerk Audio Player mit Streamingmöglichkeit (AirPlay und DLNA), FM/AM Radio, Internetradio, iPod / USB-Front-Anschluss und Zugriff auf die Musikdienste Napster und last.fm.
Pro:
- unterstützt zahlreiche Formate
- vielfältige Funktionen und Möglichkeiten
- einfache Menuführung und Bedienung
- guter Klang
- elegantes, schlichtes Design
Contra:
- träge Reaktion des Geräts
- stockende Laufschrift auf dem Display
- Fernbedienung
Preis:
649.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2012
Vertrieb:
Masse:
434 x 74 x 300 mm
Gewicht:
2,9 kg
Farbe:
silber, schwarz

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/vielfaeltiger-netzwerker-test-denon-netzwerk-audio-player-dnp-720ae