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Wegweisend

Test Bose VideoWave Entertainment-System

Publiziert am 11. April 2011 - Roman Hobi

Schon die Spezifikationen versprachen einiges und so ist es dann auch. Nicht ein Postbote bringt das Testgerät sondern eine Spedition. Zu zweit stemmen wir die circa 55 Kilogramm und überwinden so die zwei kurzen Treppenabschnitte. Nicht bloss ein LCD-Panel, sondern ein komplettes Heimkino soll sich im Paket befinden. Surround-Sound ohne das Wohnzimmer verkabeln zu müssen oder das Ambiente zu verschandeln, wird versprochen.

Spätestens seit es diese ultraflachen Fernseher gibt, müssen beim Klang erhebliche Abstriche gemacht werden. Zwar gibt es einige TV-Modelle, welche mehrere Lautsprecher eingebaut haben, doch klingen auch diese meist dünn und blechern. Um die Nachrichten oder die Lieblingssoap zu schauen, mag dies vielleicht genügen. Beim Schauen einer DVD beziehungsweise Blu-ray fällt die fehlende Basswiedergabe ganz besonders ins Gewicht. Ist man also im Besitz eines dieser schönen, aber höchstens mittelmässig klingenden Teile, kommt man kaum um ein zusätzliches Audio- beziehungsweise Heimkinosystem herum.

Das Bose VideoWave Heimkino-KomplettsystemDas Bose VideoWave Heimkino-Komplettsystem

Mittendrin

Genau hier möchte der amerikanische Tonspezialist Bose anknüpfen und präsentiert mit dem VideoWave den ersten Fernseher seiner Geschichte. Dabei sind Bild und Ton in einem Gerät vereint. Der Klang soll einem kompletten Surround-System entsprechen, bei dem die Effekte nicht bloss von vorne präsent sind, sondern einem das Gefühl des „Mittendrin-Seins" vermittelt werden soll. Um dies zu erreichen, hat Bose sieben Hoch-Mittelton-Chassis eingebaut. Diese lenken die Töne über die Wände in Richtung Zuschauer beziehungsweise Zuhörer. Unterschiedliche Kombinationen von je fünf der sieben Lautsprecher erzeugen den Ton für den linken, den rechten beziehungsweise den Centerkanal. Im Zentrum des Bildschirms integriert befindet sich eine Batterie aus sechs kleinen Woofern. Hierbei sind immer zwei einander gegenüberliegend angeordnet, um die Schwingungen im Gehäuse möglichst gering zu halten. Verstärkt werden die Bässe durch den mehrfach gebogenen Hohlraum, den sogenannten Waveguide, welcher ein beachtliches Volumen aufweist und so enormen Druck zustande bringen soll. So weit die Versprechungen, doch nun zum Test.

Grosse Auswahl

Die SteuerzentraleDie Steuerzentrale
Geliefert wird das System mit sämtlichen Kabeln und dem Netzgerät. Nebst dem 117 cm grossen Bildschirm liefert Bose eine Steuerkonsole mit, welche bereits in anderen Bose Systemen erfolgreich ihre Anwendung findet. An ihr können alle Zuspielgeräte wie Sat-Receiver, Blu-ray-Player oder auch ein DVD-Player angeschlossen werden. Die Steuereinheit verfügt über insgesamt vier HDMI-Anschlüsse zusätzlich zwei Component- und zwei Composite-Eingänge, einen optischen und zwei Cinch Audio-Anschlüsse sowie eine USB-Schnittstelle. Ein Scartanschluss für ältere Geräte fehlt. Zusätzlich ist im Lieferumfang eine Dockingstation für den iPod enthalten. Die Lösung, Monitor und Steuerzentrale mit nur einem Datenkabel zu verbinden, ist gelungen. Wenn gewünscht, können so sämtliche Zuspielgeräte im TV-Möbel versteckt werden.

Kinderleicht

Der Aufbau gestaltet sich einfach und sehr benutzerfreundlich, eigentlich kann nichts falsch gemacht werden. Alle Komponenten sind fein säuberlich bezeichnet, und in Kombination mit der kurz gehaltenen Installationsanleitung ist der Aufbau ein Kinderspiel. Ein wahrer Kraftakt ist einzig das Aufstellen des LCD-Panels, welches wahlweise auf dem mitgelieferten Standfuss betrieben oder direkt an die Wand montiert werden kann. Für den Betrieb auf dem Standfuss liefert Bose zwei Kippschutzgurte mit. Diese Massnahme erscheint jedoch übervorsichtig, denn der 46-Zöller steht äusserst stabil.

Ist die physische Installation ausgeführt, so übernimmt das sogenannte Unify-Integrationssystem und führt einen durch die virtuelle Systemeinrichtung. Im Vergleich zu anderen Heimkinosystemen geht das verblüffend einfach. Schritt für Schritt wird man durch die Installation geführt, ohne dass dazu irgendwelches Fachwissen von Nöten wäre. Wer möchte, kann mit dem mitgelieferten Messmikrofon das System kalibrieren, um das Klangbild genau der Wohnzimmereinrichtung anzupassen. Bei diesem Schritt wird dann auch erstmals die enorme Kraft der sechs Subwoofer spürbar, welche durch die Testtöne aktiviert werden. Weiter können diverse Bildeinstellungen vorgenommen werden.

Clickpad - schön und multifunktional

Zuletzt wird man dazu aufgefordert, die Zuspielgeräte anzuschliessen. Von welchem Hersteller diese stammen, spielt keine Rolle. Sofort werden das Originalmenu auf den Bildschirm und die Fernbedienungs-Codes auf die völlig neuartige Clickpad-Fernbedienung übertragen. Diese kommt mit weniger als zehn Tasten aus und steuert trotzdem alle angeschlossenen Geräte. Einfacher geht's nicht!

Möglich wird diese Bedienung, indem am Rand des Monitors die verfügbaren Funktionen „on-screen" angezeigt werden. Bei Berührung der empfindlichen Oberfläche der Fernbedienung erscheint die Anzeige, und intuitiv fährt man mit dem Finger auf die richtige Position. Durch leichtes Drücken wird die jeweilige Funktion angewählt. Wird die Touch-Oberfläche nicht berührt, so verschwindet der Auswahlrahmen nach kurzer Zeit und das Vollbild wird angezeigt.

Soundcheck

Die Idee, ein komplettes 5.1 Surround-System in einem nur circa 15 cm tiefen und 117 cm breiten Display unterzubringen, ist revolutionär. Dass das ganze dann aber so beeindruckend klingt, traut man dem Gerät nicht zu.

Im Film „Die Bourne Verschwörung" rast Jason Bourne mit einem gestohlenen Taxi durch Moskau. Hinter ihm heulen die Sirenen. Kurz darauf wird er seitlich von einem Polizeiauto gerammt und das Seitenfenster zersplittert in tausend Stücke. Hier überzeugen die eingebauten Chassis mit detailreicher Feinzeichnung. Unbeirrt drückt Bourne das Gaspedal durch, und der Motor heult kräftig auf. Die Dynamik meistert der WaveGuide problemlos. Die unterlegte Musik heizt die wilde Verfolgungsjagd zusätzlich an. Man hört wie die Fahrzeuge von der einen Seite zur nächsten schleudern, bevor sie mit voller Wucht ineinander prallen und unter lautem Getöse zu Schrott werden.

Ton und Bild sind in sich stimmig. Die Effekte wirken natürlich und sind räumlich korrekt positioniert. Deutlich hört man dies, wenn zum Beispiel ein Fahrzeug durchs Bild fährt. Die Ortung auch bewegter Quellen ist klar definiert. Die Umlenkung der Töne über die Wände funktioniert für die räumliche Wiedergabe bestens. Tiefbässe können schon bei mässiger Lautstärke nicht nur gehört, sondern deutlich gespürt werden. Der zum Teil pompöse Soundtrack füllt den gesamten Raum und lässt ihn grösser wirken.

Einfach gesagt: Das Bose VideoWave vermittelt ein äusserst realistisches Klangbild, ohne dass dabei die Effekte überzeichnet werden, wie dies bei herkömmlichen 5.1-Sytemen oft der Fall ist.

Im Stereobetrieb, zum Beispiel mit einem iPod, klingt das Unterhaltungssystem nicht ganz so brachial wie im Surround-Modus. Die Klangwiedergabe erlaubt es aber dennoch, das VideoWave als Stereoanlage zu gebrauchen. Die sieben Chassis lösen den Hochtonbereich fein auf und die Mitten klingen kernig, aber nie blechern oder gar grell. Der Tieftonbereich ist bedingt durch die Bassreflex-Bauweise nicht ganz so knackig, dafür umso satter.

Keine externen Lautsprecher - keine UnordnungKeine externen Lautsprecher - keine Unordnung

Full-HD

Das Äussere des Bose VideoWave wird durch klare Linien und eine massive Bauart geprägt. Das von der Seite her gesehen etwas wuchtige Panel macht von vorne einen unauffällig eleganten Eindruck. Vom Display über die Steuerkonsole bis hin zur Fernbedienung sind alle Komponenten sauber verarbeitet.

Die oben beschriebene Verfolgungsszene ist extrem schnell geschnitten und erfordert daher eine schnelle Reaktion des Displays. Auch diese Aufgabe meistert das VideoWave mit Bravour. Kein Ruckeln und keine lästigen Schweife. Besonders letztere sind bekanntlich bei Fussball- oder Tennisspielen sehr mühsam. Der 117 cm grosse Full-HD-LCD-Bildschirm überzeugt mit realistischen Farben und einem hohen Detailreichtum. Der Rasen im Fussballspiel ist nicht bloss ein eintöniges Grün, er ist vielmehr ein Mix aus vielen Farbnuancen welche das VideoWave-Panel natürlich abbildet. Bei Nahaufnahmen eines Fussballduells können bei genauer Betrachtung einzelne Grashalme erkannt werden. Der Kontrast ist hoch, das Schwarz dunkel wie die Nacht.

Fazit

Das Bose VideoWave Unterhaltungssystem bietet deutlich mehr als ein Fernsehgerät. Die unsichtbaren Lautsprecher erreichen problemlos die Qualität eines herkömmlichen 5.1-Systems und das LCD-Bild überzeugt auch kritische Augen. Das zweite Highlight neben dem eingebauten Surroundsystem ist die geniale Bedienung des VideoWave: Sind die Zuspielgeräte angemeldet, können sämtliche Fernbedienungen weggeräumt und alles über das sogenannte Clickpad gesteuert werden.

Das Bose VideoWave Entertainment-System kostet 9980.- Franken. Ein stolzer Preis, für den man jedoch ein komplettes Heimkino mit Top Bild- und Tonqualität auf kleinstem Raum erhält.

STECKBRIEF
Modell:
VideoWave
Profil:
Heimkino-Komplettlösung mit HD-LCD-Display und integriertem 5.1 Surround-System.
Pro:
Bildqualität;Raumklang (Surround);Bedienung;All-in-one-Lösung
Contra:
hoher Preis
Preis:
9,980.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2011
Vertrieb:
Masse:
113 x 76 x 34 mm
Gewicht:
49,9 kg
Farbe:
schwarz
Analog Input:
2 x Cinch
Analog Output:
Kopfhörerausgang
Digital Input:
3 x HDMI, 2 x optischer Eingang, 2 x Coaxial
Digital Output:
1 X HDMI
Schnittstelle:
1 x USB
Video Input:
2 x Component-Video, 2 x Composite

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/wegweisend-test-bose-videowave-entertainment-system