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Publikationsdatum
8. September 2001
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Der europäische Markt für Video on Demand (VOD) steht vor dem Durchbruch. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan erreicht der Markt im Jahr 2006 ein Umsatzvolumen von 2,5 Mrd. Dollar bei europaweit 8,5 Mio. Abonnenten. Netzbetreiber, Software-Firmen sowie Anbieter von Lösungen, Ausrüstung und Inhalt bereiten sich laut Studie derzeit auf den Boom vor.

Video auf Abruf zählt zu den Pay-per-View-Dienstleistungen, bei denen die Nutzer jeweils nur die Sendungen oder Filme bezahlen, die sie tatsächlich sehen. Die Übertragung erfolgt über das Internet, TV-Kabelnetz oder über Satellit auf einen speziell ausgerüsteten PC oder Fernseher mit Set-Top-Box. Das Unternehmen Video Networks hatte Ende vergangenen Jahres in Großbritannien bereits mit der kommerziellen Vermarktung von VOD in Europa begonnen.

Bevor sich der Service allerdings zum Standard entwickeln kann, muss sich in Sachen Leitungskapazitäten und Übertragungsgeschwindigkeiten noch einiges tun. Die Datenmengen erfordern hohe Bandbreiten, und die Zahl der Haushalte mit Breitbandzugang zum Netz ist in Europa noch recht gering. Doch laut Niamh Spillane, Research Analyst bei Frost & Sullivan, ist die Entwicklung zum breit angelegten Markt unaufhaltsam: Die Kosten für Breitband-Technologien sind bereits rückläufig, und auch die Set-Top-Boxen werden billiger. Damit können die Netzbetreiber mit Geschäftsmodellen aufwarten, die VOD auch für den Durchschnittshaushalt erschwinglich machen, so die Unternehmensberatung.

"Ein Highspeed-Internetzugang ist für die Nutzer nicht nur wegen der VOD-Anwendungen interessant. Die Ausbreitung von Breitband-Technologie und die Erweiterung darauf basierender Anwendungen gehen Hand in Hand, die Branchen befruchten sich gegenseitig" so Spillane. Große Hoffnungen würden die potenziellen VOD-Anbieter auf die DSL-Technologie setzen. DSL nutze das vorhandene Kupfer-Telefonkabelnetz und eigne sich daher, den Breitbandzugang auszuweiten zu machen.

Neben technischen Schwierigkeiten sei allerdings noch die Unklarheiten in Bezug auf die "letzte Meile" zwischen Telefonnetz/Internet und Abonnenten zu überwinden. Verschiedene Telekommunikationsunternehmen konzentrierten sich derzeit noch darauf, ihre finanzielle Stabilität wiederzuerlangen, bevor sie ihre Produktpalette um neue Dienste erweitern. Allerdings befänden sich bei vielen geplanten VOD-Diensten Produkttests und finanzielle Verhandlungen bereits im Endstadium.

Laut Frost & Sullivan gibt es in jedem europäischen Land mindestens ein Telekom-Unternehmen oder einen Kabelbetreiber mit konkreten Plänen für eine Markteinführung innerhalb der nächsten zwei Jahre. Im kommenden Jahr soll VOD in Spanien, den Niederlanden und Portugal auf den Markt kommen, ein Jahr später in Deutschland und Skandinavien, und 2004 sollen Frankreich und Belgien folgen. Als künftige Akteure in der VOD-Arena nennt die Studie die Telcos Telefonica, KPN, Deutsche Telekom, Telia und Telenor, im Kabelbereich NTL, UPC, Callahan und Telewest.

Der zunehmende Wettbewerbsdruck im TV-Markt werde die TV-Gesellschaften dazu zwingen, ihre Programmstrategien zu überdenken. Mit VOD trete hier ein ernst zu nehmender Konkurrent auf den Plan, der die Popularität von interaktivem digitalem Fernsehen und fortgeschrittenen Kabeldiensten noch steigern werde. Gleichzeitig würden sich den Anbietern durch die Wahlfreiheit der Abonnenten zunehmend individuell zugeschnittenen Zusatzofferten wie T-Commerce oder nutzerbezogener Werbung eröffnen.

Bei den Dienste-Anbietern in diesem Markt zeichne sich derzeit ein grundlegender Wandel ab. Gründe dafür seien die Konsolidierung in der Kabelbranche und die voranschreitende Deregulierung und Liberalisierung des Telekom-Marktes. Diese Veränderungen werde die Entwicklung und den Erfolg von VOD-Diensten nachhaltig beeinflussen.