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Publikationsdatum
14. Februar 2002
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Die Massnahmen der Musikindustrie gegen kostenlose Online-Musikservices wie Morpheus oder KaZaA kommt immer mehr ins Stocken. Die Versuche durch den Launch eigener, kostenpflichtiger Download-Services neue Kunden zu gewinnen zeigen wenig Erfolge, berichtet der "Media Guardian". Die Einnahmen aus den legalen Downloads brachten im vergangenen Jahr nicht mehr als eine Mio. Dollar (1,15 Mio. Euro). Gleichzeitig wurden im Vorjahr mehr als acht Mrd. Musiktitel über kostenlose Online-Services ausgetauscht. Es scheint daher notwendig, neue Vertriebsformen, Produkte und Businessmodelle zu entwickeln.

Die US-Musikindustrie schätzt, dass "digitale Piraterie" im vergangenen Jahr fünf Prozent der CD-Verkäufe gekostet hat. In diesem Jahr könnten es bis zu zehn Prozent werden. "Die digitale Revolution findet statt - aber derzeit nicht im legalen Bereich, wo Milliarden Dollar lukriert werden könnten. Stattdessen findet sie gratis durch Piraten-Tauschbörsen statt", zitiert der Guardian aus einer Studie des Beratungsunternehmens OC & C Strategy Consultants. OC & C geht davon aus, dass der digitale Vertrieb von Musik nur eine Frage der Zeit ist. Es werde eine Explosion von Musikinhalten im Internet geben. Die CD werde mittelfristig als Speichermedium durch Chips oder "Multi Media Cards" ersetzt. In der Musikindustrie werde es bald Businessmodelle geben, die heute schon in der Softwareindustrie bekannt sind: Freeware, Shareware und Commercial Ware.

Steven Sheiner von Vivendi Universal Net USA gibt der Musikindustrie den Rat, die Konzentration auf Piraten-Tauschbörsen zu vergessen. Stattdessen sollten die Energien in die Entwicklung eines wirksamen und attraktiven Online-Lieferservices gesteckt werden. "Konzentriert euch nicht auf Sicherheit. Beschäftigt euch mit der Entwicklung von Produkten, die der Konsument will, und die anderen Probleme werden sich von selbst lösen", wird Sheiner von der Washington Post zitiert. Die meisten User von illegalen Tauschbörsen seien unzufrieden mit dem gebotenen Service. Er werde nur in Anspruch genommen, weil er kostenlos sei. Als Möglichkeit nennt er den Verkauf von Musikfiles als Give-aways. So könnte beispielsweise McDonalds auf seiner Homepage eine eigene Musikabteilung haben. Jedes Mal, wenn ein Kunde z.B. sein Menü in "Super Size“ bestellt, bekommt er einen Code, der ihm den Download eines Musiktitels von der Homepage erlaubt.

Als die mächtige Record Industry Association of America (RIAA) gegen Napster zu Felde zog, glaubten die Verantwortlichen der Musikindustrie nach ersten Erfolgen, den illegalen Musiktauschbörsen im Internet einen tödlichen Schlag versetzt zu haben. Aber nicht nur im Verfahren gegen Napster hat sich das Blatt gewendet. Auch der illegale Download konnte durch legale Musikservices der Musiklabels nicht eingedämmt werden. Die User weichen einfach auf eine andere Software wie z.B. FastTrack aus. Sie wollen nicht für etwas zahlen, das sie auch kostenlos haben können.