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Publikationsdatum
7. Februar 2002
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Für die hoch verschuldete KirchGruppe wird es wieder ein Stück enger: Die Deutsche Bank, einer der größten Gläubiger des Medienkonzerns, hält Kirch nicht mehr für kreditwürdig, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD). Auch weitere Banken lassen den Filmhändler demnach fallen. Der Schuldenstand von Kirch wird auf rund fünf Mrd Euro geschätzt.

In einem Interview mit Bloomberg-TV erklärte der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, seines Wissens sei die Finanzbranche derzeit nicht bereit, Kirch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Die einzigen, die Kirch jetzt noch unterstützen könnten, seien Drittparteien. Laut FTD will außer der Deutschen Bank auch der größte Kreditgeber, die Bayrische Landesbank, Kirch keine weiteren Kredite mehr gewähren. Die staatliche Bank gewährte dem Medienkonzern laut "Handelsblatt" ein Kreditvolumen von rund 1,5 bis zwei Mrd. Euro und finanzierte zuletzt den milliardenschweren Einstieg in die Formel 1. Im vergangenen Dezember hatte die Dresdner Bank bestätigt, einen Kredit über 460 Mio. Euro Ende des Jahres fällig zu stellen. Kirch konnte die Frist bis Ende April hinauszögern.

Massive Schwierigkeiten drohen Kirch auch auf anderen Fronten: So ist es vergangene Woche zu einem offenen Schlagabtausch zwischen KirchMedia und dem Axel Springer Verlag (ASV) gekommen. Springer will bis Ende April seine Verkaufsoption über seinen 11,5-prozentigen Anteil an ProSiebenSat.1 in der Hohe von rund 767 Mio. Euro ausüben, Kirch hält mit gerichtlichen Schritten dagegen. Zusätzlich erschwert wird die Situation für Kirch durch Rupert Murdoch: Der australische Medienmogul hält selbst eine Verkaufsoption in der Hand, nach der er seinen 22-Prozent-Anteil an Kirchs defizitärem Pay TV-Sender Premiere für rund 1,5 Mrd. Euro verkaufen kann, falls dieser bis Oktober seine Geschäftsziele nicht erreicht.