MUSIKREZENSION
ARTIKEL
Publikationsdatum
28. Januar 2001
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Die MDG-Leute haben sich mit der 2+2+2-Technik etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Sie benutzen den Subwooferkanal als zweiten Centerkanal. Es sind also zwei Centerlautsprecher erforderlich! Laut Booklet sollte man diese beiden Lautsprecher über den beiden Frontspeakern aufstellen, die Distanz sollte 1 Meter betragen.

Ich geb's gerne zu, es war mir einfach zu umständlich, noch einen weiteren, hochwertigen Zenterlautsprecher aufzutreiben, um eine Lautsprecherkonfiguration zu realisieren, die mit dem Dolby Digital 5.1 Format alles andere als kompatibel ist.

Doch Albrecht Gasteiner, ein Kenner der Materie, teilte mir mit, die 2+2+2-Technik klinge famos und das glaube ich ihm auch. Während 5.1-Aufnahmen auf einem 2+2+2-System nicht funktionieren - der Subwooferanteil würde in diesem Fall über den zusätzlichen Centerlautsprecher geleitet - soll eine 2+2+2-Aufnahme aber auch auf einer 5.1-Anlage hervorragend klingen. Was dann allerdings verloren geht, ist die Information einer der beiden Centerkanäle. Der Subwoofer gibt in diesem Fall einfach den Bassanteil dieses Centerkanals wieder.

Wie dem auch sei, ich hörte diese DVD-Audio in klassischer 5.1-Lautsprecherkonfiguration ab und war begeistert.
Absolut faszinierend, wie die Akustik der Metropole in Lausanne auch in kleine Abhörräume transformiert wird. Dabei wirkt das Klangbild allerdings etwas hallig. Reduziert man den Pegel der Surroundboxen, ergibt sich eine wesentlich klarere und damit auch natürlichere Klangbühne. An die Rearspeaker stellt diese Aufnahme keine grossen Ansprüche. Sie klingt auch mit kleinen Surroundboxen immer noch faszinierend. Die Stereoversion tönt gegen die 5.1-Aufnahme geradezu jämmerlich flach.

Die Sopranistin Bernarda Fink kann auch Musikfreunde begeistern, die, wie ich, beim Anhören von sirenenartigen Operndivas in Angstschweiss ausbrechen. Ihr Vibrato setzt sie sehr differenziert ein und singt einfach zauberhaft. Christian Zacharias und das Orchestre de Chambre de Lausanne spielen frischen und spritzigen Mozart.

Wer's nicht weiss, glaubt aufgrund des lupenreinen und hochaufgelösten Klanges mindestens eine echte 96/24-Mehrkanalaufnahme anzuhören. Weit gefehlt! Diese Aufnahme wurde "lediglich" mit einer Samplingfrequenz von 48 kHz und 16 Bit erstellt. Trotzdem klingt sie phänomenal. Gratulieren darf man dem Produzenten Werner Dabringhaus und natürlich dem Surround-Magier Tasuo Nishimura, welcher für das Authoring verantwortlich zeichnet.
STECKBRIEF
Albumtitel:
Prager-Sinfonie KV 504, Recitativ und Rondo KV 505, Klavierkonzert KV 503
Komponist:
W.A.Mozart
Label:
MDG
Jahr:
2000
Bestellnummer:
MDG940 0967-5
Tonformat:
DVD-Audio 2+2+2 - Technik
Medium:
DVD-Audio
Musikwertung:
9
Klangwertung:
10
Bezugsquellen