MUSIKREZENSION
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Authentische Interpretationen?

Von Händel bis zu Hayden gespielt mit authentischen Instrumenten von der Academy of Ancient Music.Von Händel bis zu Hayden gespielt mit authentischen Instrumenten von der Academy of Ancient Music.

Zudem kam eine weitere „Unsitte“ hinzu: Immer mehr Ensembles tauchten auf, die auf alten, wunderschönen Instrumenten, barocke aber auch klassische Werke auf eine „authentische“ Art und Weise interpretierten. Und diesen Aufnahmen verpassten die Tonmeister in der Regel einen grellen, metallischen Klang, um den Leuten ganz klar zu offenbaren, dass da auf eine ganz neue Art und Weise musiziert wurde und man nun alle LPs in den Abfall-Eimer werfen könne.

Auch bezüglich der Artikulationen waren gewisse Dirigenten der Ansicht, dass man bisher alles falsch gemacht hätte. Sie schufen das berüchtigte Nachdrücken der Töne, was zu einem rülpsenden Musikstil führte, den sie dann als „authentisch“ verkauften.

Doch wer weiss wirklich, wie man anno dazumal musiziert hatte? Die Überlieferungen sind vieldeutig, und jeder kann sich was raussuchen.

Gut erinnere ich mich an einen Wunsch meines Vaters, der Klavierlehrer am Konservatorium Zürich und Organist an der Neumünster Kirche Zürich war. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als irgend wann einmal live ein Konzert von Johann Sebastian Bach anhören zu können um endlich zu erfahren, wie man anno dazumal tatsächlich musiziert hatte. Und da wäre ich dann auch sehr gerne mit dabei gewesen.

Und so war ich denn sehr gespannt, wie das neuste Album der Academy of Ancient Music mit dem Thema „Birth of the Symphony„ klingen würde.

Authentische Klänge?

Also starte ich meine Referenz-Anlage mit dem neusten Download und erschrecke erst mal ganz tüchtig: Was waren denn da für Klänge zu hören? Ich fühle mich um fast 35 Jahre zurück versetzt, als eben die ersten Digital-Aufnahmen mit „authentisch“ gespielten Barockwerken auf den Markt kamen.

Zwar gibt es an der Interpretation nichts ernsthaftes auszusetzen. Ich möchte sagen, hier wird dezent authentisch gespielt. Das Nachdrücken der Töne hält sich in Grenzen und ist auch für eher konservative Musikhörer tolerierbar.

Doch der Klang wirkt grell, schrill und kalt. Als ein Musiker den Abhörraum betritt, schüttelt er nach relativ kurzer Hörzeit den Kopf und meint: „Klingt ja grauenhaft! So metallisch, kalt und grell“ und verlässt fluchtartig den Raum.

Ich höre weiter und stelle fest: Nicht nur bei den Werken von Händel und Richter, sondern auch bei denjenigen von Mozart, Stamitz und Haydn verdirbt mir dieser unterkühlte Klang die Freude an der an und für sich herrlichen Musik.