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Publikationsdatum
1. August 2017
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Obwohl die Hersteller von Vinyl-Schallplatten in den USA sehr gut ausgelastet sind, sind die Verkäufe 2016 gegenüber dem Vorjahr um nur noch 12% angestiegen. Ein Jahr davor betrug das Wachstum noch satte 38%. Im laufenden Jahr soll das Wachstum nur noch moderate 2% betragen (Quelle: Nielsen Music Data).

Branchen-Insider wie Michael Fremer und Russel Elevado, der zwei Grammys für analoge Vinyl-Produktionen bekam, orten den Rückgang bei der Qualität von neu produzierten Schallplatten und Re-Issues. Es sei nicht alles Gold, was schwarz glänzt.

Neue Musikproduktionen auf Vinyl würden zu 80% auf digitalen Masters beruhen, die im Regelfall "umgemastert" würden, um den besonderen Eigenschaften (oder Einschränkungen) der Schallplatte Rechnung zu tragen. Das ist an sich nicht das Problem, aber man nimmt es offensichtlich nicht immer so genau. Auf das wichtige Re-Mastering wird oft aus Zeit- und Kostengründen verzichtet.

Bei Re-Masters von alten Analogaufnahmen würde sehr oft nicht auf die Original-Masterbänder zurückgegriffen, sondern auf digitale Kopien und manchmal sogar auf CDs. Auch hier wird der erhebliche personelle Aufwand geschulter Fachleute eingespart, um zudem die Produktion zu beschleunigen.

Die Produzenten oder einige unter ihnen scheinen die Qualitätsansprüche der Vinyl-Kunden nicht ernst zu nehmen. Aber das sollten sie. Schliesslich geben diese Konsumenten monatlich deutlich mehr Geld für Schallplatten aus als für ihr Streaming-Abo. Die Produzenten scheinen zuweilen darauf zu setzen, dass die Klangqualität gar nicht so eine grosse Rolle spielt.

Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass der Grossteil der heute gekauften Plattenspieler relativ billige Geräte sind und oft auch nicht an HiFi-Anlagen im engeren Sinn betrieben werden. Dort mag Qualität nicht ohrenfällig sein. Trotzdem sollte man sich besser an den kritischen Kunden ausrichten.

Es ist allerdings nicht klar, ob die Verlangsamung des Wachstums an Vinyl-Verkäufen in den USA nur auf diese Produktionsmängel zurückzuführen ist. Die vom "Wall Street Journal" befragten Personen könnten sich berufsbedingt zu stark auf dieses Thema fokussiert haben.