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Publikationsdatum
25. August 2000
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Heute arbeitet jeder professionell denkende Musiker mit dem Web. Die kleinen Fische, die ungesignten Acts, haben längst begriffen, dass es ohne Page und Songs bei MP3 nicht mehr geht. Virtuelle Talentschuppen wie das Billboard-talent-net oder besonic.com wurden längst als Marketinginstrument für ungesignte Bands etabliert. Für ungesignte Bands lassen sich die Hürden des Einzelhandels elegant umgehen, denn das Internet bietet Verkaufsmöglichkeiten mit niedrigen Eintrittsbarrieren. Todd Rundgreen sagte an der MUSICOM Konferenz: Das Internet ermöglicht eine weitaus bessere Kommunikation und Beziehung mit dem Kunden: «It’s no longer a question of selling a finite element: a dic or even a piece of sheetmusic. It’s selling a relationship to people, whats completly new. The reason people make it or fail is inventory managment, making exactly the right amount of discs to meet demand.» Die Vorteile einer solchen Distribution liegt auf der Hand. «With a subscribtion-based and direct delivery system like this you know exactly what the demand is upfront.»

Thomas Dolby Interview: «It’s put me alot closer to my audience. It’s effectively allowed me to compose and record a song, distribute it instantaneously to my following and get their feedback from it.»
Crashed Tickets sind die erst Schweizer Band, die wegen eines MP-3 Songs einen Deal mit EMI bekamen. Das Sonicnet, die Musiksite von Bluewindow, hatte zuvor Crashed-Tickets-Song «Gump» als erste Schweizer MP-3 Single veröffentlicht. Über zehntausendmal wurde der Song gratis heruntergeladen. So wurde EMI auf die Oltener aufmerksam.

Das Beispiel Fisher

Das Duo Fisher bietet sich als idealer Prototyp an, die Karriere einer ungesignten Band im Jahre 99 zu beschreiben. Man hatte wie alle anderen Bands auch Gespräche mit den A&Rs der grossen Firmen, dachte man würde gesignt, was aber nie geschah. Wasserman von Fisher uploadete drei Fisher-Tracks auf MP3.com.

Überraschung: Fisher wurde schnell die grösste Internet-Band der Welt.
«I Will Love You» wurde May 99 der am meisten gedownloadete Song bei MP3.com. In weniger als 10 Monaten wurde der Song über 1 Million mal runtergeladen. Fisher begann eigene CDs über die eigen Webpage und MP3.com zu verkaufen. Man verdiente pro Monat 3500 $ netto von den eigenen verkauften CDs.


Im Februar 2000 spielte man im ausverkauften House Of Blues in LA, einem sehr grossen Club, immer noch ohne eigene CD in den Läden.

Im März 2000 wurde man von der Universal Tochter Jimmy and Doug’s Farm Club Label gesignt. Einer neuen Firma, die bei den traditionellen Märkten dabei ist und ebenfalls auf dem Netz Präsenz markiert.

Die Majors träumen heute davon, dass die Konsumenten in ihre WebKioske an Flugplätzen und Convenience Stores, um mit der Credit Karte, die neusten Tracks runterzuladen. Wenn das passiert, wird sich die Öffentlixchkeit keinen Deut mehr um die unbekannten und aufstrebenden Indie-Bands im Netz scheren. Auf MP3.com gibt es schon jetzt 1 Million Songs. Das heisst, dass das Business immer mehr zu einem Single-Business werden wird.

Das Selbstverständnis und der Anspruch an Popkünstler hat sich erheblich geändert. Ein Musiker ist nicht nur Performer und Komponist, sondern muss über Videos und die multimediale Präsentation auf Internet-Sites nachdenken. Auch die Popmusik bewegt sich immer mehr in die Richtung der Synästhesisten, wie es die Kubisten um Kandinsky und die Enoisten schon vorgemacht haben. Heute muss man als Band schon über z. B. Screensavers, die man vom Internet runterladen kann, nachdenken.

Aber alleine bei MP3.com sind über 1 Million Titel von ungesignten Bands. Es gib immer mehr Talentnet-Sites und immer mehr Narzisten, die in die Popkiste drängen. Wen soll das noch interessieren. Wenn sich jeder im Netz wie ein Star präsentieren kann, wird es bald keine Stars mehr geben. Ohne Stars gehen die Labels schnell in die Knie.

Das Beispiel BeSonic

BeSonic stellt sich so vor: Jeder soll jederzeit und überall das hören können, wonach ihm gerade ist. BeSonic bringt Künstler und Musikproduzenten direkt mit Musikhörern zusammen. Welche Musik zu welchem Preis angeboten wird, bestimmen die Künstler selbst. Die überwiegende Zahl der Musikstücke ist gratis, damit sie viel gehört werden.

BeSonic ist offen für alle. Der Service ist kostenlos und unverbindlich. Jeder, der mit dem Musikbusiness direkt oder indirekt zu tun hat, kann auf dem großen Marktplatz für sich werben und neue Kontakte knüpfen.

Auf BeSonic.com entscheiden die Hörer selbst, was ihnen gefällt. Jeden Donnerstag werden die wöchentlichen Download-Charts ermittelt. Täglich neu: Die Rangfolge der besten Songs des Vortages. Wer sich als Scout registriert, bestimmt mit, was Top ist und was Flop. Nicht Maschinen, sondern Menschen bringen die gute Musik ans Licht.

Jeder Musikfan kann sich ﷓ genau wie jede Band ﷓ eine eigene Homepage mit Foto, Text, eigener Playlist und einem eigenen Mailverteiler einrichten. Der Netzwerkradar bringt automatisch Leute zusammen, die zueinander passen (z.B. den gleichen Geschmack haben). Im Diskussionsforum und auf den Mailverteilern werden Neuigkeiten und brisante Themen ausgetauscht.Im Veranstaltungskalender kann jedermann Veranstaltungen wie Parties, Konzerteund Events eintragen.

Über das Netzwerk von BeSonic-Partnern, zu dem der Musiksender MTV sowie bekannte Independent- und Majorlabels gehören, besteht die Möglichkeit, den Weg zum Erfolg nahtlos fortzusetzen. BeSonic.com ist eine hervorragende Test- und Promotion-Plattform für Newcomer. A&R Manager können ihren Nachwuchs beobachten und Entscheidungen auf nachweisbare Erfolge stützen, nicht nur auf persönliche Vermutungen.

Die wichtigsten Distributoren I

Musicmusicmusic.com
(SMN Mai 00) Die Verbreitung von Musik über Internet kennt viele Formen und Anbieter. Vom Ansatz her revolutionär und zukunftsträchtig ist das Konzept der Firma Musicmusicmusic.com, die 1997 vom Deutsch-Kanadier Wolfgang Spegg in Toronto gegründet wurde. Einerseits ist es ihm als erstem gelungen, mit der Musikindustrie Verträge abzuschliessen, weshalb denn auch alle Angebote strikt legal sind. Zum anderen wird Musik hier nicht zum Download angeboten, sondern kommt (z.B. über die Jukebox von RadioMoi.com) als MP3 in Analog- oder gar Digital-Qualität direkt vom Server: Wer dort einsteigt, kann sich etwa sein eigenes Radioprogramm zusammenstellen.

Atomic Pop
Geht einen Schritt weiter als Liquid Audio: Die Company bezeichnet sich selbst als 21st Century Music Company. Gegründet von Al Teller, dem ehemaligen Präsidenten von CBS Records. Hier stehen bereits einige Bands unter Vertrag wie Public Enemy, L7 oder Blondie, teilweise Exklusiv-Verträge.

Chuck D. möchte noch weiter gehen: Er hat 27 Musiker unter Vertrag genommen, die er nur übers Internet lancieren möchte. Nach der Studioaufnahme soll die Aufnahme schon einen Tag später im Netz sein. Dies macht sich auch unsere Betty Legler (Internet Professional, 8 / 99, «Hits vom Server», Marco Zierl, S. 34, Ziff-Davis-Verlag, München).

music bouevard.com, rocktropolis.com und jazz Central Station.com

Larry Rosen hatte in den Siebzigern das GRP-Label mit Freund Dave Grusin gegründet, die als Pioniere alle Titel auf CDs veröffentlichten. Musikalisch war die Schose eher fragwürdig, leichte dümmliche Jazzkost für jedermann, der genug von Howard Carpendale hatte.

Heute ist er CEO von N2K, eine neue Medien- und Musikunterhaltungs-Firma. Seine drei Sites music bouevard.com, rocktropolis.com und jazz Central Station.com bieten die ganze Pallette von online Services, wie CD sales, Distribution, eine Vision für die Zukunft.

Die wichtigsten Distributoren II

Emusic.com
Eine unberstrittene Grösse im Geschäft sind sicher Emusic.com – der erste echte Global Player im Geschäft, die das IUMA Underground Archiv und auch Digital Pressure übernommen haben. Das Unternehmen wird an der Börse gehandelt. Grafik ist schlecht, aber Inhalte und Preise sind überzeugend. Ganze Alben kosten hier 8 bis 9 Dollars. (Internet Professional, 8 / 99, «Hits vom Server», Marco Zierl, S. 34, Ziff-Davis-Verlag, München).

MP3.com
News, kostenlose MP3 Dateien, Software und Hitlisten. Interessante Angebote für unbekannte Bands, kostenlose Homepage, mit der Möglichkeit, Songs zu veröffentlichen. Ziel: Das Musikgeschäftwieder den Musikern in die Hand geben. DAM-Programm: MP3 übernimmt die Vermarktung, die Produktion und den Versand. Die Künstler erhalten die Hälfte des Verkaufspreises: Fairer Deal, die Musiker verlieren dabei nichts, keine Kostern. (Internet Professional, 8 / 99, «Hits vom Server», Marco Zierl, S. 34, Ziff-Davis-Verlag, München).

Die wichtigsten Suchmaschinen
Ultimate Band List: Die ultimative Bandliste
Das schweizerische Yahoo der Musik: music.ch