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Publikationsdatum
8. Mai 2006
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Das System 3-2-1 GSX von Bose enthält einen integrierten DVD/CD-Player und einen UKW/MW-Tuner mit RDS. Das Media Center speichert zudem bis zu 200 Stunden Musik. Die Einpegelung des Raumklanges erfolgt mittels beigelegter CD. (Bild: Bose)
Surround-Sound mit 5.1 Kanälen schafft eine Klangatmosphäre wie im Kino mit raumfüllendem, wuchtigem Klang von hoher Dynamik. Doch den Aufwand bei der Insatallation und Einpegelung von sechs Lautsprechern scheuen viele.

Heimkinoanlagen, die mit zwei Lautsprechern einen Raumklang erzeugen, versprechen eine Alternative. Solche Anlagen bieten etwa Bose (siehe auch den Test: Einfach und komfortabel ), Denon, JVC, Philips und Sony an.

Es sind Systeme mit einem zentralen Gerät, das DVD-Spieler, allenfalls einen Tuner und den Verstärker enthält, zwei kleinen Lautsprecherboxen und einem Subwoofer. Die Art der Raumklangerzeugung variiert von Hersteller zu Hersteller.

Gemeinsam ist den Anlagen, dass sie stark designorientiert sind und damit zu einem modernen Stil passen. Selbstverständlich spielen sie auch alle in Stereo, so dass die normale Musikwiedergabe ab CD und Radio möglich ist.

Einfache Installation

Die einfache Installation wird oft mit farblich markierten Kabeln oder codierten Lautsprechersteckern noch weiter vereinfacht, wie hier mit den betriebssicheren Lautsprecheranschlüssen der S-101 von Denon. (Bild: Denon)
Die Grundinstallation ist so einfach wie bei einer Stereoanlage: Auspacken, Auftsellen, zwei Lautsprecher und einen Subwoofer verkabeln. Schon kann Musik gehört werden.

Fürs Heimkino braucht es zusätzlich noch eine Verbindung zum Fernseher zur Wiedergabe des Bildes. Hierzu genügt ein weiteres Kabel.

Unterschiedlich erfolgt die Optimierung des Raumklanges. Bose liefert eine CD mit, die eine Einstellung des „TrueSpace“ genannten Verfahrens erlaubt. Bei den anderen Herstellern erfolgt die Einstellung per Fernbedienung über das Bildschirmmenu.

Auch wenn mit den Voreinstellungen ab Werk ein räumlicher Klang sofort nach der Inbetriebnahme wiedergegeben werden kann, ist die Anpassung an die eigenen Raumverhältnisse über dieses Menu ohne Schwierigkeiten möglich.

Akustische Tricks

Drei Schallstrahlen erzeugen die drei Chassis in jedem der beiden Lautsprecher bei SonoWave von Philips, einen für die Center- und einen für die Frontwiedergabe sowie einen für die Reflexion an den Wänden zur Erzeugung des Surround-Signales. (Bild: Philips)
Unterschiedlich sind die Umsetzungen der Hersteller zur Erzeugung eines Raumklanges. Alle nutzen sie jedoch die Art aus, wie das Gehör Schall aus verschiedenen Richtungen wahrnimmt.

Die Phase einer Schallwelle beziehungsweise ihre zeitliche Verzögerung gegenüber einer anderen gibt dem Ohr die Information, aus welcher Richtung der Schall kommt.

Bei einem 5.1-Signal, wie er ab DVD geliefert wird, können die vorderen drei Kanäle (links, Center und rechts) direkt ab den beiden vordern Lautsprechern wiedergegeben werden, wobei der Centerkanal einfach zu gleichen Teilen über den linken und den rechten Lautsprecher wiedergegeben wird.

Die beiden hinteren (Surround-) Kanäle werden gemäss den vom Decoder ermittelten Raumpositionen mit entsprechender Phasenverzögerung so von den beiden Lautsprechern abgestrahlt, dass das Ohr meint, sie kämen von der Seite oder von hinten.

Damit lässt sich mit nur zwei Lautsprechern ein räumlicher Klang erzeugen.

Einen Schritt weiter geht Philips mit SonoWave, das im System HTS6510 integriert ist. Jede der beiden vorderen Lautsprecherboxen beinhaltet drei Chassis, die je von einem separaten Digitalverstärker angesteuert werden.

Dadurch lassen sich die Surround-Kanäle derart abstrahlen, dass sie seitlich und an der hinteren Wand reflektiert werden und so tatsächlcih auch von der Seite beziehungsweise von hinten ans Ohr gelangen.

Und der Raumklang?

Die Systeme S-101 (Bild) und S-301 von Denon arbeiten mit der Dolby Virtual-Speaker-Technologie. Sie verfügen neben DVD-Laufwerk und RDS-Tuner zudem über viele Anschlussmöglichkeiten, etwa für MP3-Spieler. (Bild: Denon)
Die akustischen Tricks, die mit der digitalen Signalverarbeitung realisierbar sind, vermögen das Ohr tatsächlich zu überlisten.

Während Musik in Stereowiedergabe sich zwischen den Lautsprechern und in der Tiefe abspielt, ist mit den Raumklangsimulationen ein Filmton möglich, der deutlich über die Stereobasis hinaus in den Raum greift.

Das akustische Geschehen wird vor allem breiter, vermag aber auch eine Klangwolke zu schaffen, die bis zur Sitzposition reicht.

Der Ton ist dadurch – vor allem bei grossen Bildschirmen – viel besser ans Geschehen angepasst und erzeugt durch seine zusätzliche räumliche Wirkung eine verstärkte Kinoatmosphäre.

Obwohl der Raumklang aus zwei Lautsprechern deutlich breiter und weiter ist als der Stereoton, bleibt er aber im Wesentlichen nach vorn orientiert. Er erreicht also das völlige Eingehülltsein, wie ihn eine ausgewachsene 5.1-Anlage bietet, nicht.

Kinoton mit Kompromissen

Das DAV-X1 von Sony hat neben einem Dolby Digital- auch einen dts-Decoder integriert. Es arbeitet mit der von Sony so bezeichneten S-Force PRO Front-Surround-Technologie und digitalen S-Master Verstärkern. (Bild: Sony)
Was dieser Raumklang auch nicht bieten kann, ist eine genaue Lokalisierbarkeit der Ereignisse, die sich seitlich und hinten abspielen.

Ein weiterer Kompromiss muss wegen des fehlenden Centerlaustsprechers in Kauf genommen werden. Die Mitteninformation verschiebt sich – da sie als Phantomschallquelle wiedergegeben wird – mit der Sitzposition.

Wenn also viele gleichzeitig einen Film auf grossem Bildschirm schauen, kann es vorkommen, dass für die aussen Sitzenden der Ort des Geschehens sich nicht völlig mit der Richtung, aus der der Ton kommt, deckt. Für die in der Mitte Sitzenden macht sich dieser Effekt jedoch nicht bemerkbar.

Die Anlagen, die aus zwei Lautsprechern einen Raumklang erzeugen, bieten also nicht den vollen Kinoton, wie er auf der DVD enthalten ist, aber deutlich mehr Raumklang als eine Stereoanlage und damit auch mehr Filmgenuss.

Zudem ist der Geräteaufwand – und damit auch die Installation und der Preis – deutlich geringer.