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Publikationsdatum
15. November 2008
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Dort wo sich die Hasen und Füchse gute Nacht sagen, findet man das idyllisch gelegene Ammerzwil (BE).

Daniel Leiser, seines Zeichens Leiter der Firma Sinus Technologie, Importeur von 5 High-End-Marken und zudem passionierter Bassgitarrist, ist dort aufgewachsen und erholt sich jeweils von Stress seiner Aktivitäten. 

Den Dachstock seines Geburtshauses hat er zu einem eindrücklichen High-End-Musik-Studio umgebaut und will dort das Musikhören in bestmöglicher Qualität wieder zu einem Thema machen.

Doch Daniel Leiser ist kein Fachhändler.

Von Ammerzwil aus vertreibt er in der Schweiz Marken wie Thorens, Relco-Audio, T.A.C, Vincent und ASR Friedrich Schäfer-Audio-Systeme. Der Verkauf dieser Produkte erfolgt über ausgesuchte Fachhändler. Grosse Aktivitäten sind momentan bei Thorens festzustellen.

Grund: Diese Firma wird dieses Jahr 125 Jahre alt und ist, dank Thorens CEO Heinz Rohrer, nach einer turbulenten Phase, seit einigen Jahren wie Phönix aus der Asche wieder voll flugfähig.

Musik und Klang

Daniel Leiser führt mich in die obere Etage des Bauernhauses, wo sich ein riesiger Dachstock aufspannt, indem ungeahnte klingende Kostbarkeiten nur darauf warten, ihre herrlichen Klänge von sich zu geben.

Doch der aktive Musiker Leiser bedauert, dass heute im MP3-Zeitalter dem guten Klang nicht mehr die ihm gebührende Bedeutung beigemessen wird. Deshalb will er in seinem Abhörraum das intensive Musikhören wieder zu einem Thema machen.

Mann/Frau soll wieder vergleichen und diskutieren können, welcher Verstärker zu welcher Box und welches Klangbild zu welchem Hörer passt.

Anlage der Superlative

Die Anlage, die mir hier präsentiert wird, besteht aus dem Thorens Plattenspieler TD 550/30 mit SME 309 Tonarm und Benz LP Tonabnehmer, Phono-Vorverstärker TEP 302, Vorverstärker TEP 3800 und den Monoblöcken TEM 3200.

Da Thorens momentan keine Boxen im Programm hat, benutzt Daniel Leiser die Gelegenheit, seine absoluten Super Stars, die Relco DaVinci, von diesen Edel-Komponenten antreiben zu lassen.

Ganz klar, diese Anlage ist teuer, ja sogar sehr teuer und ich frage mich, ob meine finanziellen Mittel ausreichen würden, all diese Herrlichkeiten zu kaufen.

Zu den Thorens Produkten ist zu sagen, dass die High-End-Elektronik-Komponenten ihre stolzen Preise haben, aber auch entsprechend viel bieten. Doch Plattenspieler sind bei Thorens heute bereits ab 430 Franken erhältlich.

Zudem gibt es mit den beiden Phono-Vorverstärkern MM-001 (270 Franken) und dem MM/MC Vorverstärker MM-005 (290 Franken) echt preisgünstige und erst noch sehr gut klingende Phono-Vorverstärker-Komponenten.

Beste Thorens Tradition

Der TD 550 ist eine Schönheit, die mit einer Frontblende aus Chrom oder Messing schwarz pulverbeschichtet erhältlich ist.

Darauf montiert hat Daniel Leiser einen SME 309 Tonarm mit dem Swiss Made Tonabnehmer Benz LP. Natürlich können auch andere, bis zu 12" grosse, Tonarme montiert werden. Der TD 550 huldigt bester Thorens Tradition und besitzt eine freischwingendes Subchassis.

Der antimagnetische Plattenteller wird von einem aussenliegenden Riemenantrieb bewegt. Das Tonarmbrett aus hochsteifer Kohlefaser sorgt für eine extrem starre Verbindung zwischen Plattenteller und Tonarm. 

Die stabilen Entkoppelungsfüße sind einfach einzustellen und sorgen für einen exakten Stand. Für exakte Drehzahlen sorgt der extrem ruhig laufende AC-Synchronmotor. Über je einen symmetrischen (XLR), als auch einen asymmetrische (Cinch) Ausgang, wird das Signal optimal zum Phono-Vorverstärker geleitet.

Verstärkt feinste Signale

Von der Benz-Zelle gelangt das Signal zum  Phono Vorverstärker TEP 302, einem reinrassiger Class-A-Verstärker.

Die hier verwendeten ausgesuchten Operationsverstärker sind extrem rauscharm. In ausgiebigen Hörtests wurde das Schaltungslayout bis ins Detail optimiert.

Das eingebaute steilflankige 15-Hz-Subsonic-Filter lässt auch tieffrequente Klanganteile passieren, nicht aber Störungen, die von einem eventuellem Höhenschlag der Schallplatten stammen können und die Tieftöner zu extremen Auslenkungen veranlassen und Verstärker unnötig erwärmen könnten.

Sound of Tubes

Der TEP 3800 huldigt voll und ganz dem herrlichen Klang der Röhren.

Das Herzstück der Vorstufe ist ein Gegenparallel Verstärker, eine weltweit einzigartige Schaltungstechnik. Diese bietet gegenüber herkömmlichen Schaltungen den Vorteil einer 100% symmetrischen Struktur mit vollständiger DC-Kopplung.

Auch ohne Ausgangsübertrager bietet diese Triodenendstufe eine extrem niedrige Ausgangsimpedanz.

Die Arbeitspunkte der streng selektierten Röhren werden aufwendig überwacht. Um das analoge Musiksignal auch ja nicht zu beeinflussen, wurde auf die Verwendung von digitalen Mikroprozessoren bewusst verzichtet.  Ein- und Ausgänge stehen sowohl symmetrisch wie auch asymmetrisch zur Verfügung. Sogar für Surroundsysteme ist der TEP 3800 bestens gerüstet.

Hybrid ist Trumpf

Stolz schreibt Thorens zu ihrem Monoblock: "Dank eines revolutionären Schaltungskonzeptes setzt der TEM 3200 völlig neue Maßstäbe in punkto Feindynamik und Räumlichkeit".

Das Geniale an dieser Konstruktion ist eine 100% symmetrische Struktur mit durchgängiger DC-Kopplung und vollautomatischer Arbeitspunktregelung. Eine raffiniert ausgelegte Röhrenstufe im Eingang treibt je einen extrem leistungsstarken Transistor pro Signalzweig.

Die verwendeten Röhren wurden ursprünglich für Breitbandverstärker und militärische Radartechnik eingesetzt. Sie garantieren maximale Rauscharmut und Linearität bei höchster Lebensdauer und Zuverlässigkeit.

Der Klangcharakter dieses Monoblockes soll somit von der Röhre und nicht vom Transistor charakterisiert werden. Selbstverständlich sind auch hier alle Komponenten von bester Qualität und sehr langlebig. Zudem werden sie sorgfältig ausgemessen und im harten Einsatz geprüft.

Von der Point Source zur Line Source

Während viele Lautsprecher-Entwickler heute versuchen, ihre Boxen nach der idealen, punktförmigen Schallquelle abstrahlen zu lassen, geht man bei der in Vedano Olona (Italy) ansässigen Firma Relco einen ganz anderen Weg: Die riesigen, säulenartigen Schallwandler strahlen zylindrische Wellenfronten ab.

Diese haben ganz gewollt nicht das perfekte Rundstrahlverhalten wie eine ideale Point Source, sondern eine gezielte Richtcharakteristik in der Vertikalen. So ergeben sich minimale Reflexionen am Boden und an der Decke.

Auf diese Art und Weise funktionieren auch THX-Lautsprecher und blenden so zu einem guten Teil die unerwünschten Einflüsse des Abhörraumes aus. Damit ein Relco-Lautsprecher aber dennoch sehr räumlich klingt, lässt man ihn als Dipolstrahler arbeiten. So wird der Schall gleichermassen nach vorne und hinten abgestrahlt.

Ein DaVinci-System besteht aus zwei rund 1.95 Meter hohen Säulen. Jede dieser Säulen enthält 8 Bass Chassis und als Mittel-Hochton-Einheit aneinandergereihte Bändchensysteme mit einer Gesamtlänge von je 140 cm. Die Bändchen-Systeme übernehmen bereits bei 300 Hz und strahlen bis weit über 20 kHz.

Grossartig

Nicht nur der High-End-Raum im Dachstock ist grossartig, auch die DaVinci Systeme, die alles überragen, erinnern an vergangene Zeiten wo Marken wie Infinity und etliche andere begannen, Lautsprecher mit gigantischen Ausmassen und wahren Materialschlachten zu bauen. 

Und in der Tat, so gross habe ich bisher noch selten eine Klangbühne ab Lautsprecher gehört. Absolut fantastisch, wie hier ein Sinfonieorchester mit realistisch erscheinenden Dimensionen in den Raum gestellt wird.  Beeindruckend ist nicht nur die Höhe, Breite und Tiefe des Klangbildes, sondern die zahllosen Klangquellen, die zwischen den Säulen zu hören sind.

Ein ausgezeichnete Leistung vollbringt natürlich auch die Thorens-Kombination, die eine in sich geschlossene Klang-Leistung bietet und zum überragenden Klang das ihre beiträgt. Die Klangdefinition ist generell hervorragend - der Gesamteindruck absolut homogen. Trotz der unglaublichen Weiträumigkeit werden auch feinste klangliche Details nicht vernachlässigt.

Volle Kraft voraus...

Absolut verbflüffend ist es auch zu hören - und man glaubte fast es zu sehen - wie Jazz Ensembles mit voller Grösse auf eine etwas erhöhte Bühne gestellt werden.

Die Dynamik scheint unerschöpflich und die Thorens Mono-Blöcke treiben die DaVincis zu wahren Höchstleistungen an.Deutlich spürt man auch bei Gewaltsimpulsen, dass weder Verstärker noch Lautprecher an ihre Leistungsgrenze kommen.

Dies führt dazu, dass auch bei längerem Hören mit livegerechten Schallpegeln nie Lästigkeitserscheinungen auftreten und ein intensives, jedoch völlig entspanntes Hören möglich ist.

Vital und spritzig

Was jedoch auffällt ist, dass durch die grossartige Dimensionierung der Klangkörper gerade kleine Instrumente und auch Solo-Stimmen fast etwas zu üppig wirken. Doch ist dies eine Eigenschaft praktisch aller grossen Schallwandler. Und gerade bei grösseren Ensembles wirkt eine etwas erweiterte räumliche Projektion immer besser, als wenn der Klang mickrig an den Boxen klebt. Die Kombination von Relco-Lautsprechern und der Thorens-Komponenten zeigt weiter, dass sie etwas überbrillant geratene Aufnahmen ohne Beschönigungen darstellt. Dies gilt sowohl für die Wiedergabe von CDs als auch von Musik ab Vinyl. Diese Anlage klingt denn auch äusserst vital und spritzig und gehört ganz klar nicht zu den Weichzeichnern und Schönfärbern.

Schön, gross aber nicht ungefährlich

Nachdem mein musikalischer Hunger gestillt, die Fotos geschossen und die Zeit zum Abschied gekommen ist, zeigt mir Daniel Leiser die Straussenfarm, die er mit seinem Bruder betreibt.

Die Tiere haben hier einen enormen Auslauf, was man heute  gewiss mit artgerechter Tierhaltung bezeichnen darf. Die ersten 4 Sträusse kauften sie übrigens beim Basler Zoo.

Daniel Leiser hat vor diesen grossen Vögeln einen ebenso grossen Respekt und weiss, wenn die zuhauen, splittern Knochen. Mit Vorteil reizt man diese Tiere nicht.

Und dann zeigt mir Daniel Leiser noch was grossartiges:

Ein Straussen-Ei wiegt locker 1,5 bis 2 kg und  seine Schale ist rund 2-3 mm stark.

Weiter ist interessant zu wissen, dass ein Straussen-Ei das Volumen von 24 bis 28 Hühnereiern aufweist

und dass es ganze 45 Minuten gekocht werden muss, um einem 2-Minuten-Hühnerei zu entsprechen -

hmm...

einfach grossartig...

Fazit

Der Besuch bei der Firma Sinus–Technologies in Ammerzwil ist für jeden Musikfreund mit einem Draht zur Natur ein echtes Erlebnis.

Und wer sich die Zeit nimmt richtig hinzuhören, wird hier unschwer feststellen können, dass Thorens heute mit Produkten der absoluten Spitzenklasse aufwarten kann, die wohl jeden erdenklichen Lautsprecher problemlos antreiben können.

Info

Link: Sinus-Technologies

Thorens: 125 Jahre jung

Thorens feiert dieses Jahr das 125 jährige Jubiläum.

Nach einer grossen Zeit kündigte sich in den 90er Jahren die grosse Krise an. Ohne hier auf die Gründe des Niederganges einzugehen, sei hier lediglich festgestellt, dass die Firma Thorens im Jahre 1999 in Konkurs ging.

Kurz darauf schaltete sich Heinz Rohrer sozusagen als Privatmann mit einer Finanzspritze ein. Nach einer turbulenten Phase kaufte Heinz Rohrer Mitte 2003 alle Markenrechte und begann als CEO der Firma, die chaotische Situation zu entwirren und Produktion, Vertrieb und Export neu zu organisieren.

Thorens ist heute wieder eine Schweizer Firma und produziert in drei deutschen Produktionststätten. Im traditionellen Betrieb in St. Georgen werden die Einsteigermodelle gefertigt, die High-End-Geräte in Renningen bei Stuttgart. In Offenburg stellt man die Neukonstruktionen und den Jubilee her.

Da man bei Thorens seit 1955 keine Geräte mehr in der Schweiz produziert, preist man heute die Produkte als "deutsche Wertarbeit" an.

 

 

 

Info

Link: Thorens