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Publikationsdatum
29. September 2010
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MEDIEN
Ein einfaches System mit einer einfachen Fernbedienung ist der Wunsch vieler bei der elektronischen Unterhaltung zu Hause (Bild: Bose)
Paris, New York, Singapur: An diesen drei Orten hat Bose gestern gleichzeitig sein neues Heimkinosystem der aus der ganzen Welt angereisten Presse vorgestellt. Viel Geheimnistuerei und langsamer Spannungsaufbau kennzeichneten die Pressekonferenz.

Die gute alte Zeit

Früher war alles anders,“ lautete die Einleitung. Damals gab es für die elektronische Unterhaltung zu Hause einen Kasten und eine Fernbedienung mit vier Tasten. Nach Anschluss des Netzkabels und der Antenne konnte das Vergnügen losgehen. Und heute? AV-Receiver, Zuspielgeräte, Kabel, Lautsprecher, noch mehr Kabel und ein halbes Dutzend Fernbedienungen.

 

Die meisten Menschen schauen nicht nur Fernsehen, sondern auch DVD-oder Blu-ray-Filme auf dem Flachbildschirm mit den eingebauten Lautsprechern, also akustisch weit entfernt vom vorhandenen Potenzial. Gemäss einer Untersuchung von Bose liegt der Hauptgrund dafür in der fehlenden Bereitschaft, sich mit der komplizierten Installation und der umständlichen Bedienung abzugeben.

Einfache Bedienung

Die Fernbedienung mit vier Tasten und einem Click-pad ist sympathisch einfach und steuert dennoch alle angeschlossenen Geräte (Bild: Bose)
Um dieser Misere auf den Leib zu rücken, hat Bose eine neue Fernbedienung entwickelt, die tatsächlich nur vier Tasten umfasst, nämlich je eine für die am häufigsten benutzten Funktionen Ein/Aus, Lautstärkeregelung, Kanalwahl und Gerätewahl. Hinzu kommt ein Click-pad, mit dem die Gerätefunktionen (z.B. Play, Pause, Kapitelwahl) gesteuert werden. Die Funktionen, die sich mit dem Click-pad steuern lassen, sind abhängig vom angewählten Gerät und werden situationsabhängig auf dem Bildschirm in einem Rahmen rund um das laufende Bild angezeigt.

 

Um nun das Gerät zu bedienen, fährt man mit dem Daumen dem Click-pad entlang bis zur gewünschten Funktion und drückt dann mit dem Daumen auf das Pad. Das ist nicht nur sehr einfach, man muss dazu auch auf den Bildschirm schauen, und nicht auf die Fernbedienung. So kann das Gerät ohne wesentliche Ablenkung vom laufenden Geschehen bedient werden. Der Bedienkomfort wird zusätzlich dadurch erhöht, dass die Fernbedienung mit Radiofrequenzen arbeitet, sie also nicht auf das System gerichtet werden muss.

Auf die Spitze getrieben

Durch Berühren des Click-pads der Fernbedienung werden die ?Tasten? des angeschlossenen Gerätes im Rahmen auf dem Bildschirm angezeigt; durch Gleiten mit dem Daumen wird die gewünschte Funktion ausgewählt (Bild: avguide.ch)
Die Fernbedienung gehört zum neuesten Heimkinosystem von Bose. Dieses wurde nun, quasi als zweiter Gang, präsentiert. Ein Running Gag bei den Präsentationen von Bose sind die grossen herumstehenden schwarzen Kisten, die Aussehen wie Lautsprecherboxen. Nach der Demonstration des Klanges werden diese dann hochgehoben, und darunter erscheinen die kleinen Bose-Boxen, die den eben eindrücklich demonstierten Klang liefern.

 

Nicht anders verlief die Demonstartion in Paris. Filmausschnitte ab einem Flachbildschirm, dazu in der Klangfarbe, in der Differenziertheit, in der Räumlichkeit und auch in der Lautstärke überzeugende Audiospuren (Filmton und Musik). Tücher verbargen die Front- und Surroundlautsprecher; in der Ecke stand ein Subwoofer. Dann das obligate Enthüllen der tatsächlichen Lautsprecher – und das grosse Staunen: keine Frontlautsprecher, keine Surroundlautsprecher und auch kein Subwoofer!

VideoWave

Zwei Geräte, zwei Kabel und die einfache Fernbedienung für bild- und klangewaltige Unterhaltung zu Hause (Bild: Bose)
Des Rätsels Lösung: Die Lautsprecher stecken im Flachbildschirm. Bose präsentierte einen 46 Zoll LCD-Bildschirm mit integrierten Lautsprechern, der genau so einfach zu installieren ist, wie die Fernsehmöbel der 60er Jahre mit eingebauten Lautsprechern: Netzkabel und ein Kabel zum Systemgerät, an dem die Peripherie – bis zu fünf Zuspieler und die mitgelieferte iPod-Dockingstation - angeschlossen ist. Bose nennt das Ganze VideoWave und bezeichnet es als das modernste Home-Entertainment-Produkt, dass es je entwickelt hat – während einer Entwicklungszeit von 10 Jahren.

 

Der Bildschirm, über dessen Panel sich Bose ausschweigt, ist nicht mehr so flach wie von LCD-TVs gewohnt – er misst rund 20 cm in der Tiefe – ist dafür aber vollgepackt mit Audioelektronik und Lautsprechern, die den Klang vom tiefsten Bass bis zu den Höhen erzeugen und dabei eine Räumlichkeit schaffen, die sich deutlich vom Bildschirm löst.

3-Wege System

Solstice.Solstice.
Für den Bass hat Bose seine Waveguide-Technologie eingesetzt, die eine Art gefaltetes Horn im Displaygehäuse bildet. Der Woofer hat einen langen Hub, so dass er genügend Luft bewegen kann. Sein Problem: Er erzeugt Schwingungen. Damit diese das empfindliche LCD-Panel nicht beschädigen, hat sie Bose durch die gegenständige Anordnung von zwei Woofern kompensiert. Insgesamt erzeugen sechs Woofer in zwei Reihen den kräftigen Bass, der von den Waveguides nach unten abgestrahlt wird.

 

Der mittlere Frequenzbereich wird von einem 7-teiligen Speaker-Array abgestrahlt. Dessen Lautsprecher sind entlang der oberen Bildschirmkante angeordnet und sorgen zusammen mit aufwendiger Signalverarbeitung für ein Schallfeld, dass sich deutlich vom Bildschirm löst. Zur Räumlichkeit tragen auch die Hochtöner bei, die von zwei Tweetern erzeugt und in einen WaveGuide geleitet werden. Dieser ist am Ende geschlossen, hat dafür an der Längsseite ein feinmaschiges Gitternetz als Öffnung. Jede der Tausenden von kleinen Öffnungen wirkt als Punktschallquelle für die hohen Frequenzen. Bose nennt diese Anordnung „PhaseGuide“.

 

Der räumliche Klang, den das ViedoWave-System abstrahlt, kann mit der dazugehörenden Raumeinmessung Adaptiq der Grösse und den akustischen Gegebenheiten des eigenen Raumes angepasst werden.

Meilenstein

Da die Fernbedienung nicht mit Infrarot arbeitet, lassen sich die Zuspielgeräte und das Steuergerät verstecken (Bild: Bose)
Das VideoWave-System ist mit einem abnehmbaren Tischstativ ausgestattet und mit allen VESA-Wandhalterungen von Zubehörherstellern kompatibel. Es ist ab Mitte Oktober bei ausgesuchten Händlern für 9980 Franken erhältlich. Im Preis inbegriffen sind die Anlieferung, das Setup des VideoWave, das Anschliessen der Zuspielgeräte und die Durchführung der ADAPTiQ Audio Kalibrierung zur Abstimmung der Klangwiedergabe auf die Räumlichkeiten des Nutzers.

 

Mit VideoWave hat Bose ein System vorgestellt, das die zwei wohl gewichtigsten Hindernisse auf dem Weg zu einer (raum-) klangvollen Filmunterhaltung zu Hause aus dem Weg räumt. Das System ist zudem durchdacht, hinterlässt einen soliden Eindruck und vermag durch seinen Raumklang zu überzeugen, so dass es auch gehobene Ansprüche zu befriedigen vermag. Es wird wohl zu einem Meilenstein in der Unterhaltungselektronik werden, genau so wie die unkonventionellen 901 Lautsprecher oder das Wave-System.