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Die Crux mit der Raumabbildung

Stereo ist seit Ende der 1950er-Jahre der De-facto-Standard bei Musikaufnahmen und setzte sich in den 1960er-Jahren in den Wohnräumen langsam durch. Die Weiterentwicklung der verbesserten Raumabbildung scheiterte über Jahrzehnte mehr oder weniger kläglich oder vermochte sich nur in speziellen Situationen wie z.B. Heimkino ein wenig zu etablieren.

Das Hauptproblem liegt bei der Aufnahme. Jeder Standard, der das räumliche Musikerlebnis noch verbessern könnte, hängt von einem veränderten Aufnahme-Standard ab, den es bisher nicht wirklich gibt, und wenn es ihn gäbe, er sich durchsetzen müsste. Binaurale Kunstkopf-Aufnahmen konnten bisher nur mit Kopfhörern eingermassen überzeugend gehört werden. Konventionelle Stereoaufnahmen eignen sich indes nicht so für Kopfhörer, weil das linke Ohr auch Schallanteile mitbekommt, die für das rechte Ohr bestimmt sind und umgekehrt. Resultat ist die Im-Kopf-Lokalisation oder das Gefühl, dass sich die Musik im Kopf und nicht vor dem Musikhörer abspielt. Zudem dreht sich die Klangbühne auf unnatürliche Weise mit, wenn wir den Kopf drehen.

Weiss Engineering arbeitet mit Illusonic und PSI Audio an einer Lösung, die sowohl klassische Stereoaufnahmen aufnimmt als auch binaurale Aufnahmen, wie sie z.B. von David Chesky seit einiger Zeit angeboten werden. Ein System, das keinen neuen Aufnahmestandard benötigt. Voraussetzung ist, dass die Musikaufnahmen automatisch digital umgearbeitet werden können, so dass sie trotz Lautsprechersituation rechts und links vom rechten und linken Ohr möglichst separiert empfangen werden.

Crosstalk Canceling: Das unerwünschte Übersprechen vom rechten Kanal zum linken Ohr wird kompensiert.Crosstalk Canceling: Das unerwünschte Übersprechen vom rechten Kanal zum linken Ohr wird kompensiert.

Dazu wird Crosstalk Cancelling eingesetzt, ein digitales Verfahren, das eine virtuelle Raumtrennung ermöglicht, als ob unser Kopf mit der Nase an einer Trennwand stünde, welche die vor uns liegenden Lautsprecher in 2 Räume aufteilt.

Dieser Lautsprecher wird zurzeit als Versuchsanordnung getestet und optimiert. Das bunte Tuch dient nicht der Geheimhaltung, sondern verhindert die subjektive Beeinflussung, weil man keine Lautsprecher vor sich sieht. Besser wäre es, in einem dunklen Raum zu sitzen, aber dort kann man nicht arbeiten.

Der Prototyp dieses neuartigen Lautsprechers wird zurzeit gebaut. Im Endeffekt soll es sich um einen Lautsprecher handeln, der ähnlich einer Soundbar exakt vor dem Musikhörer steht. Das hätte auch praktische Vorteile. Aber Achtung: Das ist keine Spielerei, mit der man versucht, den lausigen Klang von TV-Geräten zu verbessern.