MAGAZIN
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Bewusst gegen den Strom schwimmen

Ein Musik-Center (alles in einem Gerät) wird es von Soulution aus gutem Grund so schnell nicht geben.Ein Musik-Center (alles in einem Gerät) wird es von Soulution aus gutem Grund so schnell nicht geben.

avguide.ch: Integration ist ein Trend. -  Weniger Geräte, Lautsprecher mit Digitaleingängen usw. Soulution macht das genaue Gegenteil, und das wohl sehr bewusst.

Wir müssten die Komplexität so massiv reduzieren, dass wir das Qualitätsniveau nicht mehr aufrecht erhalten könnten. Wir haben bisher keinen Weg gefunden, wie wir das Niveau der Serie 7 kleinräumiger machen könnten.

avguide.ch: Eine andere Technologie einsetzen, z.B. Schaltverstärker?

Du kannst natürlich das Beispiel Devialet Phantom anführen. Ich sehe aber noch keinen Weg, wie wir unsere Superlative-Qualität so massiv verkleinern können. Schaltverstärker sind für die massive Reduktion der Geräte-Volumen natürlich perfekt. Wenn wir auf einen Schaltverstärker gehen, müssen wir wegen der Taktrate ein Filter am Ausgang einbauen. Der 701 oder 711 Monoblock von Soulution kann 100 A Ausgangsstrom (Peak) liefern. Wie sieht ein solches Filter aus, welches dann bei 0,25 – 1,5 MHz (dies entspricht der derzeit typischen Taktrate von Class D Verstärkern) den Takt herausfiltert? Das enthält eine sehr grosse Spule, vielleicht 30 cm im Durchmesser. Das führt zu mehr Volumen, die wir auf Seite der Leistungstransistoren und Netzteile nicht einsparen können. Zudem hat ein solches Filter gerade wegen der relativ geringen Taktrate auch eine entsprechend tiefe Eck-Frequenz, was wiederum die Klangqualität entscheidend negativ beeinflusst.

avguide.ch: Will heissen, dass sich die Kerntechnologie der Soulution-Verstärker, von welcher ihr und eure Kunden überzeugt sind, nicht integrieren bzw. verkleinern lässt?

Ja. Zudem hat ein Soulution-Verstärker eine Bandbreite von 1-2 MHz. Das ist etwas viel, würde man meinen (beide lachen), und ich sage, das ist eher zu wenig. Es geht nicht um die Frequenz. Das Gehör ist auch auf die Phasenrichtigkeit sensibel, und ein Verstärker wirkt wie ein Tiefpass-Filter. Bei einem idealen Tiefpass-Filter beginnt die Phasendrehung bei etwa 10% der Eck-Frequenz massiv zu werden. Bei 200 kHz Bandbreite würde dann die Phase bereits bei unter 20 kHz nicht mehr stimmen, und genau das hört man. Deshalb brauchen wir mindestens 1 MHz Bandbreite. Das geht bei Schaltverstärkern noch nicht. Die müssten bei 1 GHz takten. Das gibt es im Moment noch nicht.

avguide.ch: Man kann die Phasendrehung digital in einem DSP ausgleichen. Bsp. Grimm LS1.

Das machen wir z.B. im CD-Player, und wir könnten das auch mit Schaltverstärkern machen. Das bei Schaltverstärker-Technologie benötigte Filter wäre trotzdem immer noch viel zu gross. Lautsprecher stellen keine konstante Last für den Verstärker dar, sondern diese verändert sich in Abhängigkeit vom Musiksignal. Will heissen, dass der „Phasenfehler“ des Lautsprechers, welcher mittels DSP kompensiert werden soll, nicht konstant ist, sondern sich in Abhängigkeit des Musiksignals ändert*. Dies macht die ganze Geschichte etwas komplizierter. Trotzdem, das wäre machbar. ( *gilt v.a. bei passiven Lautsprechern mit passiven Frequenzweichen und deren Phasenfehlern, weniger bei digitalen Frequenzweichen. Anmerkung des Autors.)

Wir kompensieren in den CD-Spielern eine Phasendrehung von 15° @ 20kHz, verursacht durch die üblichen Filter bei allen DACs (auch ein ungelöstes Problem), die bei ca. 100 kHz abklemmen, digital. Diese Kompensation hat eine signifikante Auswirkung auf die Klangqualität und es sind nur 15° Phasendrehung. Voraussetzung dafür ist natürlich, das Phasenverhalten des Filters exakt zu kennen. Wir setzen daher ein passives Filter ein, welches sich unabhängig vom Musiksignal oder anderen Einflüssen immer genau gleich verhält. Dennoch, der Rechenaufwand im DSP ist nicht ohne. Bei höheren Phasendrehungen und schlimmer noch bei dynamischer Veränderung der Filtereigenschaften braucht man sehr viel mehr Rechenleistung, um das zu kompensieren.