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Die Sache mit dem Spurfehlwinkel

Mit Micha Huber von HiFiction AG sprach Christian Wenger von avguide.ch.Mit Micha Huber von HiFiction AG sprach Christian Wenger von avguide.ch.

avguide.ch: Was hat Sie dazu veranlasst, Tonarme für Plattenspieler zu bauen?

Die Plattenspieler, die wir immer zuhause hatten, faszinierten mich. Ich begann mich für die Abtastgeometrie zu interessieren, den tangentialen Schnitt und die korrekte Abtastung. Der „Garrard Zero“ und verschiedene Patente inspirierten mich. Dann arbeitete ich sechs Jahre in der Uhrenindustrie und erhielt die Möglichkeit, an Feierabenden einen Tonarm nach meinen Vorstellungen zu bauen. So entstand der Thales Original, für den sich ein paar Schweizer Kunden interessierten.

avguide.ch: Worin besteht der Vorteil eines Tangential-Drehtonarms gegenüber einem linearen Tangential-Tonarm?

Tangential arbeiten beide. Tangential heisst rechtwinklig zum Radius. Der passiv bewegte Linear-Tangentialtonarm hat gegenüber unseren Tonarmen den Nachteil, dass die Reibung zwischen Abtastdiamant und Plattenrille nicht hilft, den Arm gegen innen zu bewegen, weil die Reibung rechtwinklig zum Radius auftritt. Bei unseren Tonarmen hilft diese Reibung, den Tonarm zu bewegen und wir müssen diese Bewegung auch mit einem Antiskating bremsen. Wir können im Gegensatz zum linearen Prinzip ein Kräfte-Gleichgewicht schaffen.

Fertig montierter Thales Simplicity II. Das Spitzenmodell der Tangential-Drehtonarme.Fertig montierter Thales Simplicity II. Das Spitzenmodell der Tangential-Drehtonarme.

avguide.ch: …und die aktiv bewegten Linear-Tangentialtonarme arbeiten vermutlich zu wenig genau?

Das würde man heute vermutlich schon hinbekommen. Es ist immer die Frage, wieviel Aktivismus es verträgt. Das sind mikroskopische Steuerbewegungen und alles, was der Tonarmantrieb macht, ist direkt im Signal. Das ist heikel und nur mit sehr grossem Aufwand zu bewerkstelligen.

avguide.ch: Sie erwähnten den „Garrard Zero“ der 1970er Jahre, ebenfalls ein Tangential-Drehtonarm. War er zu wenig präzise?

Er war zu wenig genau gebaut. Wir haben bei unseren Tonarmen spielfreie Lager und mehrere Drehpunkte. Der Spurfehlwinkel war beim Zero zwar reduziert, dafür wackelte die Nadel in der Rille. Kostenüberlegungen mögen dazu geführt haben, dass der Zero in Serie nicht halten konnte, was die Entwickler beim Prototyp zustande brachten.